Eggersriet

Eggersriet SG: Gemeindepräsident krank – schuftet aber im Service

Aline Klötzli
Aline Klötzli

Rorschach,

Roger Hochreutener ist in seinem Amt als Gemeindepräsident von Eggersriet zurzeit krankgeschrieben. Allerdings serviert er nun in einem Restaurant. Darf er das?

Tristan Brandt Baden
Ein gedeckter Tisch in einem Restaurant. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Roger Hochreutener ist aufgrund eines Virusinfektes krankgeschrieben.
  • Der Eggersieter SG Gemeindepräsident fällt deshalb für längere Zeit aus.
  • Derweil hilft er aber im Lokal seines Sohnes aus – das sorgt für Fragezeichen.

Da staunen die Gäste nicht schlecht. In einem Quartierrestaurant in St. Gallen werden sie ausgerechnet vom Eggersrieter Gemeindepräsidenten Roger Hochreutener bewirtet.

Das Lokal wird von seinem Sohn geführt. Also eigentlich nichts Aussergewöhnliches, dass Hochreutener im Service aushilft – wäre da nur nicht seine Krankschreibung. Aufgrund eines Virusinfektes kann der 62-Jährige seinem Amt als Gemeindepräsident derzeit nämlich nicht nachgehen.

Erst Mitte August schrieb die Gemeinde in einer Mitteilung, dass es sich dabei nicht nur um eine «normale Grippe» handle. Der Infekt habe auf die inneren Organe geschlagen.

Gemeindepräsident ist «arbeitsplatzbezogen krank»

Trotz all dem schuftet Hochreutener aber nun im Restaurant. Das sorgt für Fragezeichen. Wie kann er, trotz Krankschreibung, einer Arbeit nachgehen? Und darf er das überhaupt?

Das «Tagblatt» hat sich bei dem Gemeindepräsidenten erkundigt – und Antwort von seinem Anwalt erhalten. Sein Mandant sei «arbeitsplatzbezogen krank», erläutert dieser.

Eggersriet SG
Blick über Eggersriet in St. Gallen. - Gemeinde Eggersriet

Hochreutener sei schwer angeschlagen und dürfe sich keinesfalls Stress aussetzen. Daher auch das ärztliche Zeugnis für das Amt des Gemeindepräsidenten. Die Tätigkeit im Restaurant stelle jedoch kein Problem dar.

Im Gegenteil: Es helfe ihm, sich abzulenken und zu erholen. Sein Mandant habe kein Burn-out, stellt der Anwalt klar. Und: «Roger Hochreutener arbeitet dort nicht. Er hilft nur aus und kassiert dafür keinen Lohn.»

Sind Sie oft krank?

Auch sein Stellvertreter, Vize-Gemeindepräsident Gerold Hochreutener, nimmt ihn in Schutz. «Roger Hochreutener ist bei uns als Gemeindepräsident in einem 45-Prozent-Pensum angestellt. Darüber, was er in der restlichen Zeit macht, ist er uns keine Rechenschaft schuldig», sagt er gegenüber dem «Tagblatt».

Mittlerweile konnte Hochreutener auch wieder einzelne Tätigkeiten aufnehmen, heisst es weiter. Im September sollen diesbezüglich weitere Informationen aus dem Gemeinderat folgen.

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Kommentare

User #2950 (nicht angemeldet)

Es ist doch viel weniger stressig, ein wenig beim Servieren zu helfen, sich locker zu bewegen, wieder zwischendurch Pause zu machen, als die mühselige Arbeit im Büro, mit früh aufstehen, gut gekleidet zu sein, keine Fehler machen zu dürfen, sich 'fehlerlos' präsentieren zu müssen, schwere Entscheidungen zu treffen, als Präsi. Das sollte doch jedem einleuchten. Wieder mal einige verbitterte Pünktlischiisser, die meinen "krank sein" heisse bloss halbtot mit Fiebermesser im Bett zu liegen. Und alles andere sei 'Betrug'. Mit solch kindisch linearer Dummheit habe ich ehrlich gesagt am meisten Probleme. Egal, ob diese engstirnige Ansicht von einem "Chef" aus kommt, oder von jemand anderem im Arbeitsprozess.

User #5636 (nicht angemeldet)

So einfach, wie viele Hobbykommentierer hier proleten, ist der Fall arbeitsrechtlich nicht. Er hat nur eine 45-Prozent-Stelle, weshalb relevant ist, zu wie vielen Prozent er krank geschrieben ist. Bei z. B. Krankschreibung 50% darf er durchaus teilzeitlich arbeiten. Eine andere Frage ist natürlich, ob er das in einer exponierten Stellung als Gemeindepräsident tun soll.

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