«Ehe für alle»: Katholische und Freikirchen lehnen sie weiter ab
Die reformierte Kirche will die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen. Darauf reagieren Katholiken und Freikirchen gemischt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund unterstützt die «Ehe für alle» in der Schweiz.
- Die Katholische Kirche reagiert nicht darauf und bleibt bei ihrer alten Positionierung.
- Der Verband Freikirchen Schweiz bedauert den Entscheid gar.
Die reformierte Kirche, genauer gesagt der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), sagt deutlich ja zur «Ehe für alle». Wer künftig zivilrechtlich heiraten kann, soll das auch in der Kirche tun können, lautet die konkrete Empfehlung des Kirchenrats.
Sobald das Gesetz entsprechend angepasst wäre, würde dies homosexuellen Paaren eine kirchliche Trauung ermöglichen.
Kein Statement der katholischen Kirche
Schnell stellt sich die Frage: Wie reagiert man seitens der katholischen Kirche darauf? Sie macht es sich einfach: Eine Haltung zur Öffnung der «Ehe für alle» hat sie nicht. Sie verweist stattdessen auf eine Mitteilung vom Juni dieses Jahres, in welcher der Verzicht einer Stellungsnahme begründet wird.
«Der Zuständigkeitsbereich der katholischen Kirche liegt hauptsächlich in der sakramentalen Ehe», steht in der Mitteilung der Schweizerischen Bischofskonferenz geschrieben. Das heisst soviel wie: Für die zivilrechtliche Ehe ist die katholische Kirche nicht zuständig.
Klare Position seitens der Freikirchen
Die Bischofskonferenz scheut sich also eindeutig davor, die Haltung der evangelischen Kirche zu kommentieren. Der Verband Freikirchen Schweiz (VFG) positioniert sich hingegen eindeutig: «Wir bedauern den Entscheid des SEK», sagt Präsident Peter Schneeberger zu Nau.
Die Schweizer Reformierten würden sich damit bei der Ehefrage ausserhalb der Meinung der Weltkirchen befinden. «Sowohl die orthodoxe Kirche, die römisch-katholische Kirche als auch die meisten Freikirchen lehnten die ‹Ehe für alle› ab», meint Schneeberger.
Abgänge in den reformierten Kirchen?
Nicht alle sind also mit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare einverstanden. Nebst den Freikirchen sprachen sich unter anderem auch reformierte Pfarrer gegen die Liberalisierung aus.
Der SEK selbst ist sich der Emotionalität des Themas bewusst: «Es kann durchaus zu Kirchenaustritten kommen, die der Kirchenbund bedauert», heisst es auf Anfrage.
«Insgesamt nehmen wir aber von allen Seiten die Bereitschaft zum Dialog wahr, den wir weiterverfolgen.» Sowohl ein konservatives, als auch liberales Eheverständnis habe in der reformierten Kirche der Schweiz Platz.