Eignen sich Komiker als Politiker, Fabian Unteregger?
In der Ukraine wurde ein Komiker zum neuen Präsidenten gewählt. Wäre sowas auch in der Schweiz denkbar? Wir haben bei Fabian Unteregger nachgefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Ukraine wird ein Komiker neuer Präsident.
- Wäre ein ähnliches Szenario auch in der Schweiz vorstellbar?
Vor wenigen Tagen setzte sich Wolodymyr Selenskyj in der Ukraine in der Stichwahl gegen den aktuellen Präsidenten Petro Poroschenko durch. Damit wird ein Komiker neuer Staatspräsident. Wäre sowas auch in der Schweiz denkbar? Wir haben beim Komiker Fabian Unteregger nachgefragt.
Nau.ch: Wie finden Sie die Wahl von Wolodymyr Selenskyj ganz grundsätzlich?
Fabian Unterergger: Dass Komiker in die Politik ziehen, ist an sich nichts Neues. Das gab es sogar schon in der Schweiz als Alfred Rasser in den Nationalrat einzog. Derzeit gibt es jedoch eine Häufung.
In Italien gründete der Komiker Beppe Grillo die Fünf Sterne Partei und stellt derzeit den Minister für wirtschaftliche Entwicklung. Nun hoffen wir, dass er unter ‚Wirtschaft' kein Restaurant versteht. In der Ukraine wird nun ein Komiker Präsident.
Seine Vorgänger hatten es aber in sich. Einer landetete mit einer Dioxin Vergiftung in einem Genfer Spital, der Nächste baute sich ein riesiges Anwesen mit eigener Jagd und Zoo – wobei wir nun hoffen, dass er Zoo und Jagd nicht verwechselt hat – und der Letzte war offenbar auch keine übermenschliche Mischung aus Mahatma Gandhi und Dalai Lama.
Nau.ch: Was finden Sie an Selenskyj gut?
Fabian Unteregger: Ich kenne ihn schlicht zu wenig. Vom dem, was ich weiss, kann ich sagen, dass er mit seiner Comedy finanzielle Unabhängigkeit erreicht hat. Und Unabhängigkeit ist immer gut. Er kennt die Gesetze der Marktwirtschaft.
Er ist wahrscheinlich nicht Teil des Filzes, hat jedoch auch keine politische Erfahrung. Sein Team ist bunt gemischt. Es umfasst Protagonisten der Comedyszene bis hin zu ehemaligen Ministern.
Und wenn er Erfolg haben will, dann muss er sich wahrscheinlich auch den Gesetzen der Politik beugen, um Mehrheiten zu finden. Gut finde ich ferner, dass er die Mehrheiten offenbar dazu nützen will, Korruption zu bekämpfen.
Nau.ch: Könnten Sie sich im Entferntesten vorstellen, ebenfalls einen solchen Schritt zu tun?
Fabian Unteregger: Die Frage stellt sich so gar nicht, weil unser 7ner Bundesrat nicht vom Volk, sondern vom Parlament gewählt wird.
Nau.ch: Sie wechseln verschiedentlich von der Rolle des Narrs in die des ernsthaften Mediziners. Wie gelingt es Ihnen, in beiden Rollen überzeugend zu sein?
Fabian Unteregger: Ob auf der Bühne, als Arzt oder zum Beispiel Mitgründer von Swiss Healthcare Startups, das Wechseln der diversen Hüte gelingt bisher gut. Fairerweise müssten sie jedoch diejenigen fragen, die mit mir zu tun haben.
Wichtig ist, dass man die Rollen nicht vertauscht, also plötzlich von der Bühne ins Publikum steigt, um einem Zuschauer den Blinddarm herauszunehmen, oder im Spital beim Patienten Pointen zum Besten gibt.
Nau.ch: Was ist die Schwierigkeit, wenn man aus einer Kunstfigur zu einer realen Figur wird?
Fabian Unteregger: Wenn Selenskyj Substanz hat, wird es keine Schwierigkeiten geben. Man wird ihm vertrauen, wenn er Lösungen bietet. Probleme gibt es dann, wenn er etwas vorgibt zu sein, das er nicht ist.
Authentizität und Transparenz sind das A und O. Oder anders gesagt: Wenn er probiert das Gegenteil zu sein von Bastian Yotta*, dann kommt’s gut.
Nau.ch: Was ist ihre Empfehlung an Selenskyj (dos and dont’s)?
Fabian Unteregger: Ich bin nicht in der Position, Ratschläge zu erteilen. Auch Ratschläge sind Schläge. Als Entertainer jedoch wird er es vorzüglich verstehen, die Leute mit Sprache zu fesseln. Nun hoffen wir, dass er damit auf der Seite der Guten bleibt und nicht in den Sumpf abrutscht.
Fabian Unteregger ist derzeit mit seinem Programm «Doktorspiele» auf Tournee.
*Bastian Yotta ist ein deutscher Unternehmer und Buchautor, der auch an deutschen Reality-TV-Shows teilgenommen hat.
