Immer mehr Einbrecher sind an der Zürcher Goldküste mit Bolzenschussgeräten unterwegs. Diese wurden möglicherweise zuvor auf deutschen Baustellen geklaut.
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Immer mehr Einbrecher verschaffen sich offenbar mit Bolzenschussgeräten Zutritt zu Wohnungen. (Symbolbild) - dpa/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Einbrecher benutzen Bolzenschussgeräte, um in Wohnungen einzusteigen.
  • Im Kanton Zürich wurden im Jahr 2023 rund 100 solche Einbrüche registriert.
  • Es handelt sich dabei um ein neues Phänomen.
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Bolzenschussgeräte werden eigentlich im Schlachthaus zum Betäuben von Tieren oder auf Baustellen eingesetzt. Zuletzt gibt es jedoch immer mehr Fälle, in denen sich Einbrecher das Werkzeug zunutze machen.

So wurde kürzlich ein 45-Jähriger vom Bezirksgericht Meilen ZH zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 30 Monaten verurteilt. Er war im Raum Zürich in mehrere Wohnungen eingebrochen. Bei dreien verschaffte er sich Zutritt, indem er mit einem Bolzenschussgerät ein Loch in die Balkontür feuerte, berichtet die «Zürichsee-Zeitung».

«Eine neue Entwicklung»

Auch in Küsnacht ZH benutzen Kriminelle immer wieder Bolzenschussgeräte, um sich Zutritt zu Wohnungen zu verschaffen. Generell ist die Anzahl Einbrüche angestiegen. Im Jahr 2023 waren es gut 20 Prozent mehr als im Vorjahr, nämlich 104.

Sicherheitsvorsteher Claudio Durisch sagte an der Gemeindeversammlung von letzter Woche: «Das ist eine Zunahme, die auch uns sehr beschäftigt.»

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In Küsnacht ZH kam es zu mehreren Einbrüchen mithilfe von Bolzenschussgeräten.
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Die Kantonspolizei Zürich hat diese Methode erstmals im Jahr 2022 registriert.
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Im Jahr 2023 wurden dann kantonsweit bereits rund 100 solche Einbrüche verzeichnet. (Symbolbild)

In den letzten zweieinhalb Jahren wurden bei 24 Einbrüchen in der 15'000-Einwohner-Gemeinde Küsnacht Bolzenschussgeräte eingesetzt. «Das ist eine neue Entwicklung, und man legt derzeit schweizweit ein Augenmerk darauf», so Durisch.

Auch Nachbarn und Freunde des ehemaligen Kantonsrats Hans-Peter Amrein waren von Bolzenschussgerät-Einbrüchen betroffen. Er ist derjenige, der von der Gemeinde Küsnacht wissen wollte, wie viele Einbrüche es zuletzt auf dem Gemeindegebiet gab.

Dass Kriminelle mit Bolzenschussgeräten unterwegs sind, bereitet Amrein Sorgen. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese ‹Chüngelitöter› gegen Personen eingesetzt werden», meint er.

Bolzenschussgeräte von deutschen Baustellen geklaut

Doch woher haben die Einbrecher diese Geräte? Man kann sie zwar online kaufen. Die Polizei vermutet aber Sicherheitsvorsteher Durisch zufolge, dass sie aus dem Ausland mitgebracht werden.

Dort werden sie entweder billiger gekauft – oder gestohlen. So wurden in Deutschland zuletzt mehrere Diebstähle von Bolzenschussgeräten von Baustellen gemeldet.

Die ersten Einbrüche mit Bolzenschussgeräten als Hilfsmittel hat die Kantonspolizei Zürich im Jahr 2022 verzeichnet. Im vergangenen Jahr waren es dann kantonsweit schon rund 100 Einbrüche.

Wurde bei dir zu Hause schon mal eingebrochen?

Aber: «Die Zahl der auf diese Art begangenen Einbrüche ist im Vergleich zu den auf andere Arten begangenen Einbrüche eher tief.» Das sagt Mediensprecherin Carmen Surber gegenüber der Zeitung.

Im gesamten Jahr 2023 wurden im Kanton Zürich nämlich 5129 Einbruchsdiebstähle registriert. Im Verhältnis gesehen machen die Einbrüche mit Bolzenschussgeräten also nur knapp zwei Prozent aus.

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