Einst druckte Permatrend für den FCB – jetzt ist die Firma pleite
Nach über 46 Jahren ist Schluss: Der Umzug von Gelterkinden nach Pratteln und Corona waren für den Baselbieter Textildruck-Betrieb zu viel.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach 46 Jahren meldet die Permatrend AG aus dem Baselbiet Konkurs an.
- Ein Umzug sowie die Corona-Pandemie setzten dem Unternehmen schwer zu.
Für Stefan Meyer ist es schwierig, die Fassung zu bewahren. Mehrmals versagt seine Stimme am Telefon. Es sei gerade alles so emotional, entschuldigt er sich. «Ich bin erschüttert.»
Seit 30 Jahren arbeitet Meyer bei der Permatrend AG, seinem «Baby», wie er sagt, einem traditionsreichen Baselbieter Textildruck-Unternehmen in Pratteln. Zuerst als Angestellter und später als Mitinhaber und Geschäftsführer. Zusammen mit Cécile Alarcon, auch sie schon lange eine Permatrend-Mitarbeiterin, übernahm er 2018 den Betrieb von Werner Biedert, der das Geschäft 1977 gemeinsam mit Markus Ischi gegründet hatte.
Doch nun ist Schluss. In wenigen Tagen wird Meyer beim Zivilkreisgericht die Geschäftsbücher deponieren. Er bestätigt Recherchen von «OnlineReports».
Die Permatrend mit Sitz in Pratteln ist pleite, 18 Mitarbeitende haben bald keinen Job mehr. Die Website ist down, die Telefonleitung tot.
Retten, was noch zu retten ist
Meyer fährt trotzdem jeden Tag nach Pratteln. Zusammen mit seiner Geschäftspartnerin versucht er zu retten, was noch zu retten ist. «Wenn wir die hängigen Aufträge ausführen, können wir die Löhne unserer Mitarbeitenden und wenn möglich die offenen Rechnungen der Lieferanten bezahlen», sagt der 56-Jährige.
Die Lage wurde im vergangenen Jahr zunehmend schwieriger. Meyer und Alarcon wollten die Hoffnung aber nicht aufgeben. Denn die Permatrend hatte schon in der Vergangenheit schlimme Momente erlebt. 2004 zündeten junge Männer bei einem Saubannerzug das damalige Betriebsgebäude in Gelterkinden an.
Sämtliche Waren, Maschinen, auch ein grosser Teil der Kundendaten wurden vernichtet. Zehn Jahre später erlitt Gründer Biedert einen Hirnschlag und war von da an nicht mehr derselbe. Beide Male gelang es dem Permatrend-Team aber, sich aufzurappeln und weiterzumachen.
Diesmal nicht. Meyers und Alarcons letztes Fünkchen Hoffnung schwand, als sie sich beim Jahresabschluss vor wenigen Wochen zusammen mit dem Revisor die Zahlen anschauten. Meyer erzählt: «Wir wussten: Jetzt ist es vorbei.»
Kurzarbeit während der Pandemie
Die Permatrend war jahrelang führend in der Textildruck-Branche. Sie rüstete sämtliche Teams des FC Basel aus. Zu ihren Kundinnen und Kunden gehörten aber auch kleinere Sportvereine, die ihre Leibchen mit Nummern und Vereinsnamen drucken liessen, oder Unternehmen aus der ganzen Schweiz wie Implenia oder Swisscom. Mancher dürfte zu Hause im Kleiderschrank noch ein T-Shirt liegen haben, das von der Permatrend bedruckt wurde.
Bei der Übernahme vor sechs Jahren war das Geschäft gut unterwegs. Dass es dennoch in Schieflage geraten ist, macht Meyer von verschiedenen Faktoren abhängig. Die neuen Geschäftsführer erhielten kurz nach ihrem Start die Nachricht, dass ihr Geschäftssitz, das ehemalige Bally-Gebäude hinter dem Bahnhof in Gelterkinden, einer Überbauung weichen muss.
Der Zufall wollte, dass zum selben Zeitpunkt das Textildruck-Unternehmen Garantex Konkurs ging und seine Räumlichkeiten in Pratteln zur Verfügung standen. Der Umzug ins Unterbaselbiet 2019 habe aber viele Kosten verursacht und die liquiden Mittel aus dem Gewinn des Vorjahres absorbiert, sagt Meyer.
Kaum hatte sich die Permatrend am neuen Standort eingerichtet und war auf dem Weg, Gewinne zu erzielen, kam Corona. «Wir hatten keine Aufträge mehr; unsere Einnahmen brachen komplett ein», erzählt Meyer. Das Unternehmen musste Kurzarbeit anmelden und einen Corona-Kredit beantragen.
Viel Wissen ging verloren
Nach der Pandemie ging es langsam wieder aufwärts. 2022 schloss die Permatrend sogar mit einem Gewinn ab, doch nun galt es, den Forderungen der Bank, die ihnen die Übernahme finanziert hatte, nachzukommen. Es war vorbei mit der Liquidität.
Als Reaktion darauf entschied die Geschäftsleitung, das Personal zu reduzieren, die Stickerei zu verkaufen und gewisse Preise zu erhöhen. Nicht alle Kundinnen und Kunden hatten dafür Verständnis.
Von der alten Permatrend-Crew war am Ende kaum mehr jemand dabei. Dadurch ging viel Wissen verloren.
Für den Gründer Werner Biedert sind es traurige Nachrichten. «Das Ende der Permatrend geht mir sehr nahe», sagt er zu «OnlineReports». Er habe seinen Nachfolgern «einen gesunden Betrieb zu einem sehr fairen Preis» hinterlassen.
«Mit ihrem Insiderwissen hätten sie es in der Hand gehabt, das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen – mit Fleiss und Präsenz bei den Kundinnen und Kunden.» Der Markt biete für ein Unternehmen wie die Permatrend durchaus Möglichkeiten, sich zu behaupten und zu bestehen.
Nach dem Verkauf hatte Biedert praktisch keinen Kontakt mehr mit den neuen Inhabern. Aber «nicht auf eigenen Wunsch», wie er betont. Meyer reagiert überrascht auf diese Aussage. Sie seien davon ausgegangen, dass Biedert mit dem Verkauf des Unternehmens «einen Schlussstrich ziehen wollte», sagt er.
«Wir wollten ihn nicht mit unseren Problemen behelligen.» Zwischen ihnen und Biedert habe es keine Differenzen gegeben. «Er war für mich ein Vorbild und ein wohlwollender Mentor, der mich in meinem Werdegang jederzeit unterstützt und gefördert hat.»
Für Meyer und Alarcon heisst es nun erst einmal aufräumen. Auch in ihrem Leben. Für sie beginnt ein neuer Alltag. Ohne Permatrend.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal OnlineReports.ch publiziert.