Eltern benennen ihre Babys nach Lieblings-Boyband
Liam, Louis, Zayn: Alles Babynamen, die in der Schweiz immer beliebter werden – und alles Namen der Ex-Mitglieder der Boyband One Direction. Zufall?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Namen Liam, Louis, Malik und Zayn boomen in der Schweiz.
- Witzig: All das sind Namen der Hit-Boyband One Direction.
- Ein Zusammenhang mit der Popularität ist möglich.
Viele kennen einen kleinen Liam: Der Name war 2022 der zweitbeliebteste Buben-Name in der Schweiz. Seit Jahren wird er immer beliebter.
Ähnlich sieht es aus mit Louis – ein Klassiker, der wieder oft gewählt wird. Er war 2022 auf Platz neun der häufigsten Buben-Namen. Auch Zayn und Malik (Rang 23) werden immer beliebter.
Witzig: Bei all diesen Namen handelt es sich um Vor- oder Nachnamen der inzwischen aufgelösten Boyband One Direction: Liam Payne, Louis Tomlinson, Zayn Malik, Harry Styles und Niall Horan. Die Gruppe scharte nach ihrer Gründung im Jahr 2010 Millionen kreischender Teenager um sich.
Fans, die damals 14, 15 oder 16 Jahre alt waren, sind inzwischen Mitte bis Ende 20. Also im Alter, in dem einige eine Familie gründen. Sind die Namen-Trends Zufall – oder benennen tatsächliche viele Eltern ihre Kids nach der Boyband?
«Habe Sohn nach Harry Styles benannt»
«Einen solchen Zusammenhang kann ich mir vorstellen», sagt Popkultur-Forscher Moritz Ege von der Universität Zürich zu Nau.ch. «Die Namenswahl spiegelt generell auf jeden Fall Kulturströmungen einer Zeit wider.»
Einzelfälle gibt es eindeutig, wie ein Beispiel aus Australien zeigt. Autorin Karen Pickering schreibt in der Eltern-Plattform «Kidspot»: «Die Leute glauben mir nicht, wenn ich sage, dass ich meinen Sohn nach Harry Styles benannt habe.» Sie liebe das Ex-One-Direction-Mitglied, so ihre Begründung.
Schon 2014 schrieb die Zeitung «Irish Examiner», dass die Band einen Einfluss auf die Babynamen-Hitliste in Irland habe. Dort wurden mehr Kids nach dem einzigen irischen Bandmitglied – Niall – benannt. Und die Eltern-Webseite «Nameberry» listet bis heute «Namen, die einen Bezug zu One Direction haben», auf.
Liam-Eltern haben «noch nie von One Direction gehört»
Zahlen dazu, wie viele Schweizer Mütter und Väter sich bei One Direction inspirieren liessen, gibt es nicht. Die Beliebtheit der Namen könnte also auch andere Hintergründe haben.
Für Malik zum Beispiel dürften sich viele aus kulturellen Überlegungen entscheiden. Er ist arabisch und bedeutet «König». Natürlich: «Man müsste die Eltern fragen», sagt Ege.
Genau das hat Hans Rudolf Egli vom Zivilstandsdienst des Kantons Bern gemacht. «Ich kenne in meinem privaten Umfeld ein Kind namens Liam», sagt er zu Nau.ch.
«Die Eltern haben mir auf explizite Rückfrage mitgeteilt, dass ihnen One Direction nicht bekannt sei. Sie hätten in einem Vornamensbuch Gefallen am Namen gefunden.»
Dennoch sagt er: «Wir erachten es als wahrscheinlich, dass gewisse Eltern ihre Kinder nach Stars benennen.» Ob das auch bei Liam, Louis und Co. der Fall war, können die Zivilstandesämter nicht wissen.
Egli und die Zivilstandesämter der Städte Zürich, St. Gallen und Luzern sagen, dass sie jeweils keine Begründung für die Namenswahl erhalten.
Namen trendeten schon vor One Direction
Soziologe Marko Kovic gibt zudem zu bedenken, dass der Trend mit Liam, Louis und Malik schon vor One Direction startete. Im Jahr 2000 lag Liam noch auf Platz 170. 2009, ein Jahr vor der Gründung von One Direction, hatte er auf Platz 39 aufgeholt. 2018 und 2019 landete er jeweils auf Platz eins, seither immer auf Platz zwei.
«Einen klaren One-Direction-Effekt zeigen die Daten meines Erachtens nicht.» Dennoch könne es sein, dass die Bekanntheit der Band zur Beliebtheit der Namen beigetragen hat.
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