Elterntaxis gefährden Kinder
Während früher Kinder noch zu Fuss zur Schule gingen, fahren ihre Eltern sie heute immer öfters bis vors Schultor. Das kann negative Folgen für Nachwuchs haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Eltern fahren ihren Nachwuchs zur Schule – doch Experten warnen.
- Weil Kinder nicht mehr zur Schule laufen, werde ihre Entwicklung der Selbstständigkeit gebremst.
- Auch die Sozialkompetenz der Schüler leide unter den sogenannten Elterntaxis.
Erinnern Sie
sich noch an Ihren Schulweg? Wie Sie gemeinsam mit Ihren Freunden geredet,
gelacht und gespielt haben? Eine schöne Erinnerung, die heutzutage immer mehr
Kindern verwehrt bleibt. Schuld daran sind die sogenannten Elterntaxis, mit
denen die Kleinen immer häufiger von Mama und Papa zur Schule gebracht werden.
«Viele geben an,
dass sie ihr Kind vor den Gefahren des Strassenverkehrs oder vor möglichen Streitigkeiten
mit anderen Kindern schützen möchten», erklärt Schulpsychologe Ralph Wettach
dem «St. Galler Tagblatt». Dabei sei aber gerade der Schulweg für die Reifung
eines Kindes äusserst wichtig: «Die Entwicklung der Selbstständigkeit kann
gebremst werden, weil der Schulweg für viele Kinder die erste Zeitspanne ist,
die sie alleine, ohne Absicht von Eltern oder Lehrpersonen, bewältigen.» Indirekt
würden Eltern gar ihrem Nachwuchs vermitteln, dass es den Schulweg nicht alleine
meistern könne.
Aufklärung ist wichtig!
Wettach rät deshalb,
Kinder selbstständig zur Schule gehen zu lassen – sofern keine triftigen Gründe
wie körperliche Einschränkungen oder der Entwicklungsgegenstand vorliegen. Wichtig
sei allerdings, dass Eltern ihr Kind gut in den Schulweg einführen und gegen
die Gefahren des Strassenverkehrs wappnen.
Jann Döbelin
von der Elternvereinigung Wiler Schulen (ElWiS) begrüsst die Idee des Experten:
«Laufen fördert die Sozialkompetenz eines Kindes.» Ängstlichen Eltern empfehle er, ihren Nachwuchs anfangs zu Fuss zu begleiten, bis es den Schulweg selbstständig sicher zurücklegen kann.