«Elternteil» statt «Mami & Papi» – das sagt ein Psychologe
Der Aufruf der Mütter- und Väterberatung, Eltern anderer Kinder nicht mehr als Mami und Papi zu bezeichnen sorgte für Aufruhr. Ein Psychologe warnt jetzt davor.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcher Mütter- und Väterberatung rief zu einer gendersensiblen Erziehung auf.
- Man solle Eltern anderer Kinder nicht mehr als «Mami und Papi» bezeichnen.
- Nau.ch befragt einen Psychologen, welchen Einfluss dies auf Kinder haben kann.
«Mami, darf ich mit Lisa und ihrer Betreuungsperson schwimmen gehen?»
«Robin lass das, ich möchte noch mit der Aufsichtsperson von Lucas sprechen.»
So könnten sich Dialoge mit den Kindern anhören, wenn man sie «gendersensibel» erzieht. Dazu rief nämlich die Mütter- und Väterberatung der Stadt Zürich auf. Das sorgte bereits für Wirbel. Einige sahen dies als Eingriff des Staates in die Erziehung.
Im Klartext ging es darum, Eltern anderer Kinder nicht mehr als «Mami» und «Papi» zu bezeichnen. Man solle stattdessen auf Bezeichnungen wie «Elternteil» oder «Aufsichtsperson» setzen.
Doch was macht das mit den Kindern? Dr. rer. pol. Bruno Sternath, Fachpsychologe und eidgenössisch anerkannter Psychotherapeut, gibt Auskunft.
Mama und Papa sind ein Teil der Identität
Er sagt: «Die Wörter Mama und Papa sind für die Entwicklung eines Kindes äusserst wichtig. Sie sind meist die ersten gesprochenen Worte. Durch ihre einfachen Vokale sind sie sehr einprägsam und fördern die Sprachbildung der Kinder.»
Er betont: «Diese Wörter sind wichtig für die Identifikation eines Kindes. Es stärkt die Eltern-Kind-Bindung und ermöglicht das Einordnen der Eltern in Familienstrukturen.» Dies fördert das Verständnis der Kinder.
Der Mensch beschäftigt sich seit Ewigkeiten mit der eigenen Herkunft und Entstehung. Woher komme ich? Wer bin ich? Das sind Fragen, die sich viele oft stellten, und Eltern spielten hierbei eine wichtige Rolle.
«Die Sprache ist ein wichtiges Instrument. Mama und Papa sind ein wichtiger Bestandteil der Identität eines jeden Kindes. Es dient der Orientierung und Klarheit», fügt Sternath hinzu.
Statt Stabilität kommt es zum Identitätsverlust
Dr. Sternath warnt davor, «Mami» und «Papi» zu ersetzen: «Es könnte zu einem Identitätsverlust kommen. Eltern werden distanziert und nicht mehr klassifiziert. Statt Stabilität und Orientierung zu geben, wird es kompliziert und diffuser für Kinder.»
«Bei solchen Massnahmen muss man den Benefit immer mit potenziellen Nachteilen abwägen», ergänzt er. Ausserdem könnte es laut Sternath zu einer Entfremdung zur Familie kommen. «Kinder brauchen Stabilität und einfache Orientierungshilfen.»
Auch wenn die Idee gut gemeint sei, solle man Kinder nicht zusätzlich verwirren und entfremden.