Engelberg: Mönch fühlt sich gemobbt – will 300'000 Schadenersatz
Ein Mönch des Benediktinerklosters Engelberg wurde des Ordens verwiesen – dafür fordert er nun Schadenersatz.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Mönch des Klosters in Engelberg hat seinen Orden verlassen.
- Er behauptet, von seinen Ordensbrüdern gemobbt worden zu sein.
- Dafür verlangt er jetzt Schadenersatz.
Im idyllischen Benediktinerkloster Engelberg brodelt es. Bruder Samuel Camenzind, der sich gemobbt fühlt, hat den Orden verlassen und zieht nun vor Gericht. So berichtet es die «Zuger Zeitung».
Konflikte hinter Klostermauern
Bruder Samuel Camenzind trat 2011 dem Kloster Engelberg bei. «Ich bin Mönch aus Berufung», betont er. Doch kürzlich verkündete der fast 59-Jährige seinen Austritt. Nicht aus Unlust am Ordensleben, sondern als Folge eines langwierigen Konflikts, der nun rechtliche Folgen hat.
Camenzind hat eine Zivilklage gegen das Kloster eingereicht und fordert 326'000 Franken Schadenersatz für Vorsorgelücken in AHV und Pensionskasse. Seine Forderung basiert auf Regeln anderer Orden wie den Kapuzinern. Diese leisten seit über zwei Jahrzehnten Beiträge zur Pensionskasse ihrer Mitglieder.
Vom Koch zum Mönch
Nach einer Ausbildung zum Koch und kaufmännischen Angestellten entschied sich Camenzind für ein Leben als Mönch. Er trat zunächst dem Kloster Einsiedeln bei. Er wechselte später nach Uznach und Fischingen bevor er dann schliesslich ins Kloster Engelberg zog.
Trotz seiner Bemühungen um Harmonie erlebte er dort jedoch Mobbing durch Mitbrüder. Nach gescheiterten Mediationsversuchen erstattete er Anzeige wegen übler Nachrede und Verleumdung gegen zwei Mitbrüder, die er als Hauptagitatoren ansieht.
Die rote Linie überschritten
Für Abt Christian Meyer war dies ein unvereinbares Vorgehen mit dem klösterlichen Gemeinschaftsleben. Er erteilte Camenzind eine kirchenrechtliche Verwarnung. Unter Druck des Abtes zog Camenzind seine Anzeige zurück.
Ein Bericht von Visitatoren des Klosters bestätigt jedoch, dass fast die Hälfte der Mitbrüder in Konflikte verwickelt ist. Es ist von einer «besorgniserregenden Krise» die Rede. Auch Abt Christian Meyer wird in den Bericht hineingezogen und «teilweise als parteiisch wahrgenommen».
Auf der Suche nach Gerechtigkeit
Vor allem nach der Pandemie war das Zerwürfnis mit dem Kloster aber nicht mehr zu kitten. Bald darauf wurde Camenzind vom Kloster verwiesen. Und trotz monatlicher Notzahlungen vom Kloster plagen ihn seitdem Existenzängste.
Das Kloster bot ihm laut «Zuger Zeitung» jedoch eine Einmalzahlung von 137'500 Franken an.
Doch Camenzind fand das Angebot unzureichend und reagierte mit einer Zivilklage. Ob der ehemalige Mönch Erfolg mit seiner Klage haben wird, ist aber ungewiss.