Erlach BE: Mörder von Doris W. soll verwahrt werden
Doris W. (†10) wurde vor 30 Jahren in Erlach BE am Bielersee brutal getötet. Ihr Mörder, Michael M. (52), soll jetzt verwahrt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Schicksal von Doris W. (†10) bewegte vor 30 Jahren die ganze Schweiz.
- Das Mädchen wurde in Erlach BE von einem Täter auf Hafturlaub ermordet.
- Die Behörden wollen den Pädophilen Michael M. (52) jetzt verwahren.
- Morgen Dienstag beginnt der Prozess in Biel BE.
Die Tat vor 30 Jahren schockte die ganze Schweiz. Im September 1989 verbringt Doris W. (10) mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester den Sonntag auf dem Campingplatz Westside am Bielersee. Am Nachmittag geht die Familie ans Winzerfest im nahe gelegenen Städtchen Erlach BE.
Doris W. will früher zurück auf den Campingplatz. Die Eltern winken ihrem Töchterchen noch nach. Doch als sie zu ihrem Wohnwagen zurückkommen, ist Doris nicht da. Die Eltern suchen ihre Tochter im nahen Wäldchen und am Seeufer. Am Abend meldet sich die Mutter auf dem Polizeiposten.
Gross angelegte Suche
Hunderte Polizisten, Soldaten und Helfer durchkämmen in den nächsten Tagen die Gegend. Auch Helikopter stehen im Einsatz. Eine Vermisstenanzeige erscheint in den Zeitungen. Der Vater von Doris W. wendet sich im Radio an die Öffentlichkeit. Auch die TV-Sendung «XY Ungelöst» fahndet nach dem Mädchen.
Die Chance, das vermisste Mädchen noch lebend zu finden, schwindet rapid. Die verzweifelten Eltern hoffen weiter. Doch nach drei Wochen kommt die traurige Gewissheit: Der Fahrer eines Mähdreschers entdeckt die Leiche von Doris W. in einem Maisfeld, nur 200 Meter entfernt vom Campingplatz.
Der Fundort ist auch der Tatort. Das Mädchen starb einen grausamen Tod. Es wurde erdrosselt und brutal erschlagen. Die Leiche ist halb entkleidet – die Ermittler gehen von einem Sexualdelikt aus.
Mörder auf Hafturlaub
Anfang 1990 wird der Mörder von Doris W. gefasst. Es ist der damals 22-jährige Michael M. Der Käserlehrling sitzt in Erlachs Nachbarort Le Landeron NE im Knast St. Johannsen. Am Sonntag, als er Doris W. ermordete, war Michael M. auf Hafturlaub.
Der ehemalige Verdingbub verpfuschte sein Leben schon früh. Er kassierte im Alter von 19 Jahren eine 3,5-jährige Freiheitsstrafe, weil er den Bauernhof eines Nachbarns anzündete. Schon als Schüler versuchte er, sich an Kindern und einer 19-Jährigen zu vergehen.
Michael M. hatte einem Mithäftling von der Tat an Doris W. erzählt. Die Polizei erfährt davon.
Kinderpornografie im Knast
Im August 1991 kassiert Michael M. 16 Jahre Knast wegen Mordes. Es sei einfach über ihn gekommen, sagt er am Prozess. Er lockte Doris mit einem Boccia-Spiel ins Maisfeld. Als sie nach Hause gehen wollte, habe er Angst bekommen, sie könne ihn verraten.
Der Kindsmörder sitzt bis heute im Knast. Bei einer Zellendurchsuchung 2002 werden bei Michael M. Bilder von nackten Kindern und pornografisches Material gefunden.
Therapie gescheitert
2006 entscheidet das Gericht ein erstes Mal, dass er auch nach Ablauf der Strafe nicht in Freiheit kommt. Weil die Therapie des Täters scheitert, wird eine neue stationäre Massnahme angeordnet. Im März 2014 wird diese um fünf weitere Jahre verlängert. Michael M. müsse weiter als gemeingefährlich beurteilt werden, befindet das Gericht.
Jetzt soll Michael M. auf Antrag der Bewährungs- und Vollzugsbehörden offiziell verwahrt werden. Grund: Es besteht weiterhin ein hohes Rückfallrisiko. Der zweitägige Prozess beginnt morgen Dienstag in Biel BE.
