Erste Automobilzulieferer mit Kurzarbeit – andere kurz davor
Weiterhin leidet die Automobilindustrie wegen Chipmangels. Dies führt nun bei einigen Schweizer Unternehmen dazu, dass Kurzarbeit erforderlich wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chipmangel und weitere fehlende Ressourcen belasten die Automobilindustrie stark.
- Davon betroffen sind auch Schweizer Zulieferer, die nun in Kurzarbeit müssen.
Die wegen des globalen Chipmangels ins Stottern geratene Automobilproduktion hinterlässt in der Schweiz zunehmend Spuren. Erste Autozulieferer haben mittlerweile Kurzarbeit eingeführt. Andere ziehen diesen Schritt bereits in Erwägung.
Autoindustrie leidet unter Ressourcen-Mangel
Weltweit sind Halbleiter derzeit knapp, und der von den Chipfertigern für hohe Milliardensummen angestossene Aufbau neuer Kapazitäten gestaltet sich langwierig. Die Knappheit weiterer Ressourcen wie Harz und Stahl belastet die Autoindustrie zusätzlich.
In der Folge haben viele grosse Autohersteller ihre Produktion herunterfahren müssen. Allein wegen der fehlenden Halbleiter dürften der Branche dieses Jahr Einnahmen in Höhe von 210 Milliarden US-Dollar entgehen, prognostizierte die Beratungsfirma Alix Partners jüngst in einer Studie.
Erste Autozulieferer der Schweiz müssen in Kurzarbeit
Umsatzeinbussen lassen sich auch bei Schweizer Zulieferern nicht verhindern. Feintool und der 100-prozentige Autozulieferer Autoneum, der etwa auf die Herstellung von Wärme und Schall dämpfenden Unterbodenelementen spezialisiert ist, haben bereits Kurzarbeit eingeführt.
«Am Schweizer Produktionsstandort in Sevelen befinden sich die Mitarbeitenden seit Oktober in Kurzarbeit», erklärte gegenüber AWP eine Sprecherin von Autoneum. Die Werke seien – abhängig von den Lieferabrufen der jeweiligen Kunden – unterschiedlich stark von der aktuellen Marktentwicklung infolge des Halbleitermangels betroffen.
Bei Feintool sind gemäss Aussagen einer Sprecherin die Abrufe von Kunden «äusserst kurzfristig» geworden, was die Voraussehbarkeit im Vergleich zum ersten Semester sehr erschwere. In einzelnen Werken in Deutschland und der Schweiz herrsche deshalb seit dem dritten Quartal Kurzarbeit. «Andererseits ist beispielsweise die Prototypen-Entwicklungen mit Schwerpunkt e-Mobilität sehr gut ausgelastet und nicht davon betroffen.»
Weitere ziehen Kurzarbeit in Erwägung
Georg Fischer (GF) zieht Kurzarbeit zumindest in Erwägung. Mit einem Jahresumsatz von zuletzt 3,2 Milliarden Franken gehört GF zu den grösseren Industrieunternehmen in der Schweiz. Nach einem Umbau in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen die Abhängigkeit vom Automobilsektor reduziert, der Anteil liegt aber noch immer bei rund einem Viertel.
«GF ist nur zum Teil im Autozulieferergeschäft tätig, primär ist ein Teil des Geschäfts von GF Casting Solutions betroffen», liess ein Sprecher wissen. «Verlässliche Aussagen zu den Auswirkungen auf den Geschäftsgang sind aus heutiger Sicht nicht möglich. Kurzarbeit an verschiedenen Standorten wird derzeit geprüft», fügte er an.
Entspannung wohl frühstens Ende 2022
Auch Lem, ein in der Westschweiz beheimateter Hersteller von Elektronikkomponenten, hat im Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende März) rund einen Viertel seines Konzernumsatzes von gut 300 Millionen Franken, also 75 Millionen, mit der Division Automotive erzielt. Kurzarbeit steht bei Lem gemäss Anfrage von AWP aber nicht zur Debatte.
Mit einer Entspannung in den Lieferketten wird indes erst gegen Ende 2022 oder gar erst im Jahr 2023 gerechnet.