Ettiswil LU: Deshalb setzt Sonderschule auf Geschlechtertrennung
Auf einer kleinen Sonderschule in Ettiswil LU sind aktuell nur Mädchen willkommen. Die Leiterin glaubt daran, dass sich die Geschlechtertrennung positiv auswirkt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Sonderschule in Ettiswil setzt auf Geschlechtertrennung.
- Aktuell sind nur Mädchen in der Schule zugelassen.
- Manche Experten halten das für eine schlechte Strategie
In der kleinen Gemeinde Ettiswil LU hat eine Sonderschule einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt: Sie unterrichtet ausschliesslich Mädchen.
Die Schülerinnen haben alle eine Diagnose wie Autismus-Spektrum-Störung, Hyperaktivität oder Depression erhalten. Alle haben bereits mehrere andere Schulen und Einrichtungen durchlaufen.
Spezielle Menschen erfordern spezielle Massnahmen
Françoise Weber, die Leiterin der Sonderschule Forta, betont jedoch gegenüber SRF: «Ich bin nicht für Geschlechtertrennung per se. Aber diesen Mädchen tut das gut.» Die spezielle Umgebung helfe den Schülerinnen, sich sicherer zu fühlen und besser lernen zu können.
Die 11-jährige Eva ist eine von ihnen. Sie findet es angenehmer in einer reinen Mädchenschule: «Es ist weniger wild», sagt sie zum SRF.
Und auch die 13-jährige Ledjona stimmt der These zu. «Mädchen haben ihre Tage. Dieses Thema kann ich hier ruhig ansprechen, bei Jungs spreche ich das nicht gerne an. Auch über Liebe kann ich hier besser reden.»
Experten nicht überzeugt
Die Trennung von Mädchen und Jungen im Unterricht stellt in der Schweiz eine Ausnahme dar. Romain Lanners, Leiter des Schweizer Zentrums für Heil- und Sonderpädagogik, ist skeptisch gegenüber diesem Ansatz in Sonderschulen.
Die Gruppe von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Bildungsbedarf sei sehr heterogen. Eine Trennung der Angebote für Knaben und Mädchen sei deshalb «kaum zielführend».
Auch Michael Eckhart vom Institut für Heilpädagogik der Pädagogischen Hochschule Bern sieht nur in Ausnahmefällen einen Bedarf an getrenntem Unterricht.
So könnte es einen Vorteil bei traumatischen Erlebnissen oder Gewalt darstellen. Ansonsten betont er gegenüber SRF: «Jungen und Mädchen haben das Recht auf eine gemeinsame Bildung.»
Trotz dieser Kritik bleibt Françoise Weber überzeugt von ihrem Modell – zumindest als Übergangslösung: «In einer Krise sollen Mädchen hier einen Schonraum erhalten. Sobald sie wieder Boden unter den Füssen haben, soll der Weg zurück in die Regelschule führen.»