Experte: Es gibt gar keine Generationen
Die Generation Z fordere zu viel und tue zu wenig, so der allgemeine Vorwurf. Nun nimmt ein Soziologe sie in Schutz: Das Generationen-Denken sei nicht haltbar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Generationen werden immer wieder miteinander verglichen.
- Dabei kommt die Generation Z zurzeit nicht gut weg.
- Man könne anhand des Geburtsjahrs nicht sagen, wie jemand denkt, kritisiert ein Experte.
All jene, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, müssen zurzeit viel Kritik einstecken. Sie sei faul und verwöhnt, wird der Generation Z unter anderem vorgeworfen.
Doch ist es wirklich fair oder gar wissenschaftlich korrekt, eine ganze Generation aufgrund ihres Geburtsjahrs zu beurteilen?
Martin Schröder, Soziologie-Professor an der Universität des Saarlands, findet nein. Auf die Frage von SRF, ob es gar keine Gen Z, Y, Millennials oder Babyboomer gebe, meint er: «Im Endeffekt ja.»
Denn: Das Konzept der Generationen sei wissenschaftlich nicht haltbar.
Er argumentiert gegen das gängige Verständnis von Generationen. Und stellt klar: «Wenn man von Generationen spricht, müsste dies statistisch überprüfbar sein: Ich muss die Einstellung von Menschen durch ihr Geburtsjahr erklären können. Unabhängig davon, wann ich sie frage und wie alt sie sind.»
Es sollte also möglich sein, basierend auf dem Geburtsjahr vorherzusagen, wie jemand denkt. Doch laut Schröder bestätigen umfangreiche Umfragen diese Annahme nicht.
Gibt es gar keine Generation Z, Millennials oder Babyboomer?
Schröders Aussage wirft ein neues Licht auf die Vorstellung der verschiedenen Generationen. Er behauptet, es gäbe keine spezifischen Eigenschaften für die sogenannte Generation Z, Y und auch nicht für Millennials und Babyboomer.
Die Unterschiede im Verhalten liessen sich eher durch das Alter und den Zeitgeist erklären, nicht durch das Geburtsjahr. So hätten junge Menschen schon immer weniger gearbeitet als ältere – eine Tatsache, die sich mit zunehmendem Alter ändere.
Zudem sei der Wunsch nach weniger Arbeit heute allgemein verbreitet und nicht auf eine bestimmte Generation beschränkt. Schröder betont: «Wir alle sind anders als früher.»
Es sei also sinnvoller zu sagen, dass junge Menschen anders denken und handeln als ältere, anstatt sie in Generationen einzuteilen.
Trotz seiner wissenschaftlichen Fragwürdigkeit bleibt das Konzept der Generationen populär. Der Grund dafür liegt gemäss Schröder in der evolutionären Veranlagung, uns einer Gruppe zugehörig zu fühlen: «Unsere Generationenzugehörigkeit speist sich also aus dem Interesse, unsere eigene Gruppe aufzuwerten und andere Gruppen abzuwerten.»