Gibt es die Zwischen-Generation «Zillennials» wirklich?
Ein Generationen-Label kann hilfreich sein – der Begriff «Zillennials» sorgt allerdings für einige Verwirrungen. Ein Forscher ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Zillennials sind laut US-Sozialwissenschaftlern die Leute der Generation zwischen Y und Z.
- Forscher auf dem Gebiet sehen in diesem Begriff allerdings keinen Mehrwert.
- Im Gegenteil. Der Begriff sei ein «Fantasiekonstrukt».
Zu jung, um ein Millennial zu sein. Zu alt, um zur Generation Z zu gehören. Sogenannte «Zillennials» sind eine Art Zwischengeneration. Amerikanische Sozialwissenschaftler vom Pew Research Center ordnen sie jenen Personen zu, die zwischen den frühen 1990er- und den frühen 2000er-Jahren geboren sind.
Die «Mischwesen» haben in ihrem bisher kurzen Leben schon viele Widrigkeiten erlebt. Sie waren Kleinkinder, als der Anschlag auf die Twin Towers in New York City geschah. Somit kennen sie das Leben vor Mega-Sicherheitskontrollen am Flughafen und der Bedrohung durch Terrorismus nicht.
Sie befanden sich mitten im Studium, als die Corona-Pandemie ausbrach, und verpassten dadurch wichtige soziale Ereignisse.
Zillennials bilden zudem die Grenze zwischen den beiden Generationen, die als digitale Pioniere und Digital Natives gelten. Sie sind alt genug, um einmal Status-Updates auf Facebook gepostet zu haben. Aber dennoch zu jung, um heute noch auf der Plattform aktiv zu sein. Sie hatten nie Myspace, nutzen Tiktok aber auch nicht. Sie waren die letzten Teenager, die Klapphandys nutzten, und die ersten, die Smartphones hatten.
Aber ist diese immer detaillierter werdende Generationen-Analyse wirklich notwendig?
Generationsforscher sieht Begriff Zillennials kritisch
Ein Generationen-Label kann bei der Orientierung helfen. Allerdings sieht Generationsforscher Rüdiger Maas das Ganze kritisch. Er hält den Begriff für ein «Fantasiekonstrukt».
«Zillennials nehmen sich nur das Positive aus den beiden Generationen Y und Z raus. Deswegen sehen sich so viele darin», erläutert er. Es ist also ein Rosinenpicken.
Bereits die Vorstellung, dass sich alle 15 Jahre ein völlig anderes Genre aus Menschen zusammensetzt, sollte kritisch gesehen werden. «Eine Mikro-Generation umso mehr», so Maas weiter. «Es muss sich zwischen ihnen genug geändert haben.» Als Beispiel nennt er die Entwicklung des Internets und soziale Medien.
Maas vermutet, dass sich Zillennials nicht in den Verallgemeinerungen der Generationen Y und Z widergespiegelt gesehen haben. Denn die Eigenschaften, die jenen schon ab Geburt zugeschrieben werden, sind zum grossen Teil negativ.
Dazu gehört Faulheit, eine Neigung zum Jammern oder zu hohe Ansprüche. Davon wollen sich viele abgrenzen.
Dennoch würden sie am Generationen-Konzept festhalten wollen. «Und haben aus dem Grund etwas Neues erfunden», sagt der Forscher.
Bedürfnis nach Zugehörigkeit einmalig
Das Ausmass, in dem heute das Bedürfnis verspürt wird, sich einer Generation zuzuordnen, ist in der Tat historisch einmalig.
Doch: Es gibt keine Schablone für Generationen. Schon gar nicht für eine Mikro-Generation. «Neue Schablonen wie Zillennials führen nur zu alten Stereotypisierungen», führt Maas weiter aus.
Man könne keine Personen in Gruppen einteilen anhand von Attributen, die nicht wirklich belegbar seien. «So landet man im Horoskopen-Bereich.»
Stattdessen sollte man sich die Handlungsräume der Generationen ansehen – zum Beispiel ihren Entwicklungsgrad. Sie beeinflussen, wie Menschen die Welt sehen und durch sie gehen. «Das macht das Ganze eben so spannend», so Maas.