Fahrlehrer locken jetzt mit Tesla oder Tiktok-Videos
Spezielle Autos oder virale Social-Media-Posts: Die Schweizer Fahrschulbranche zeigt sich beim Anwerben von Schülern kreativ.
Das Wichtigste in Kürze
- Weil es zu viele Fahrlehrer gibt, sind die Preise für eine Fahrstunde gesunken.
- Dinge wie eine gefragte Automarke oder Tiktoks können in der Krise helfen.
- Allerdings ist die klassische Mund-zu-Mund-Werbung nach wie vor entscheidend.
Die Schweizer Fahrschulen haben es derzeit nicht einfach. Das Angebot ist oftmals grösser als die Nachfrage. Sprich: zu viele Fahrlehrer, zu wenige Schüler.
Einige versuchen es deshalb mit Dumpingpreisen oder fragwürdigen Spezialangeboten. «Lockvogel-Angebote», nannte es etwa Willi Wismer, Präsident des Zürcher Fahrlehrerverbands.
Doch nicht nur über den Preis kann man Schülerinnen und Schüler anlocken. Auch das Auto oder der Social-Media-Auftritt kann entscheidend sein.
Elektroautos sind beliebt
Dino Turkanovic von der Fahrschule Bern-Drive sagt auf Anfrage von Nau.ch: «Ein gutes und sauberes Auto ist bei Bern-Drive auf jeden Fall ein Pluspunkt im Geschäft.»
Beliebt sei beispielsweise das Tesla-Angebot – Elektroautos seien «gezwungenermassen die Zukunft», so Turkanovic. Er erklärt: «Viele Fahrschüler haben zu Hause auch ein Elektroauto und möchten ein ähnliches Fahrzeug in der Fahrschule nutzen können.»
Andere wiederum würden jedoch explizit nicht mit einem Elektroauto lernen wollen. Wichtiger als das Fahrzeug sind laut Turkanovic sowieso immer noch die Fachkompetenz und der Umgang mit den Schülern.
Fahrlektionen im Porsche
Ähnlich sieht es Elvis Listl von der Fahrschule Modern Drive aus Bern. «Die Wahl der Fahrschule kann durchaus von dem Fahrzeug beeinflusst werden.» Zeitgemässe und moderne Autos seien beliebt, so Listl.
Und das hat man sich offenbar zu Herzen genommen. Modern Drive setzte früher auf Fahrstunden im Porsche. Seit 2022 sind nun Elektroautos von Mercedes-Benz im Einsatz. Das Auto sei aber sicher nicht das einzige Kriterium, weshalb man sich für eine Schule entscheide, betont Listl.
Die Liste von speziellen Autoangeboten von Fahrschulen liesse sich hier noch länger fortführen. Beim Fahrschul-Center in Oerlikon ZH kann man einen Mercedes-AMG fahren. Bei der Fahrschule Frei in Neerach ZH gibt es einen Porsche Carrera.
Michael Gehrken, Präsident des Schweizer Fahrlehrerverbands, sagt auf Anfrage von Nau.ch, dass bei «autoaffinen Gruppen» die Automarke tatsächlich eine Rolle spielen könne. Die Fahrschulen würden dann bewusst auch Marketing damit betreiben. Oft sei das Fahrzeug aber zweitrangig.
Tiktok und Co. für Fahrlehrer «heute unerlässlich»
Viele Fahrschulen sind heutzutage ebenfalls auf Instagram oder Tiktok präsent. Besonders viele Views haben zum Beispiel die Videos von der Fahrschule Bern. Immer wieder teilt der Account unterhaltsame Situationen und Gespräche, die sich während den Fahrstunden ereignen.
Die Wichtigkeit des Internets bestätigt auch der Fahrlehrerverband. Präsident Gehrken sagt: «Eine Präsenz auf Social Media, inklusive Tiktok und Instagram, ist für viele Fahrlehrer heute unerlässlich.»
Allerdings sei dies nicht der einzige Weg. Viele würden weiterhin auf «klassische Werbemethoden» setzen, beispielsweise auf Empfehlungen durch ehemalige Schüler.