«Feuerteufelin» von Elgg ZH wollte sich «mächtig» fühlen
Eine 44-Jährige wurde am Dienstag festgenommen. Sie wird verdächtigt, in Elgg ZH mehrere Brände gelegt zu haben. Doch was treibt Brandstifter eigentlich an?
Das Wichtigste in Kürze
- In der ersten Jahreshälfte kam es in Elgg ZH zu einer Serie von Brandstiftungen.
- Am Dienstag nahm die Kantonspolizei Zürich eine dringend tatverdächtige Frau (44) fest.
- Ein Kriminologe erklärt, wie häufig Frauen hinter Brandstiftungen stecken.
Eine Serie von Brandstiftungen hat in der ersten Jahreshälfte die Einwohner von Elgg ZH in Angst und Schrecken versetzt. Diese Woche wurden sie wohl endlich erlöst.
Denn die Kantonspolizei nahm am Dienstag in Elgg eine 44-jährige Frau wegen Verdachts auf Brandstiftung fest. Sie wird dringend verdächtigt, für mehrere Brandstiftungen in der Zürcher Gemeinde verantwortlich zu sein.
Die ortsansässige Schweizerin ist weitgehend geständig, wie die Kantonspolizei Zürich und die Zürcher Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilten. «Für uns ist es eine grosse Erleichterung, dass die Person nicht mehr im Dorf ist», sagte Gemeindepräsidentin Ruth Büchi-Vögeli (SVP).
Bei der Verdächtigen handelt es sich laut «Blick» um Tamara P. Sie habe sogar das Hab und Gut ihrer Nachbarn abgefackelt. Fast schon zynisch: Ein betroffenes Paar bekam nach dem Brand eine Wohnung, die direkt über der Wohnung von Tamara P. liegt.
Jede siebte der Brandstiftung beschuldigte Person eine Frau
Stutzig macht viele vor allem, dass es sich beim «Feuerteufel» von Elgg um eine «Teufelin» handelt. Denn das ist selten, sagt Kriminologe Dirk Baier von der ZHAW.
Laut polizeilicher Kriminalstatistik sind in den letzten drei Jahren im Schnitt rund 400 Personen pro Jahr der Brandstiftung beschuldigt worden.
«Bei etwa jeder siebten Person handelt es sich um eine Frau. Insofern kommen weibliche Brandstifter deutlich seltener vor als männliche», erklärt Baier.
Eine absolute Ausnahme seien weibliche Brandstifter dennoch nicht. So sei in der mittleren Altersgruppe der 35- bis 60-Jährigen jede vierte der Brandstiftung beschuldigte Person weiblich.
Bei jüngeren Altersgruppen sei es hingegen nur jede zehnte beschuldigte Person. «Ganz überraschend ist es daher nicht, dass, wie jetzt im Fall von Elgg, eine Frau Mitte 40 Tatperson ist.»
«Motive können sehr unterschiedlich sein»
Doch was treibt Brandstifter eigentlich an?
«Motive von brandstiftenden Personen können sehr unterschiedlich sein», hält Baier zunächst fest. Es könne ein Versuch sein, sich als selbstwirksam zu empfinden: «Man legt Feuer, es gibt einen grossen Menschenauflauf, die Medien berichten darüber. Dies kann dazu führen, dass man sich mächtig, bedeutsam fühlt», erklärt der Experte.
Das vermutet im «Blick» auch Tamara P.s Ex-Nachbar. Der ehemalige SP-Kantonsrat Bernhard Egg spricht von einer «Mischung aus psychischer Beeinträchtigung und Ruf nach Aufmerksamkeit».
Dann gehe es laut Dirk Baier sicher auch darum, eine gewisse Faszination von Feuer auszuleben. Denn mit einem winzigen Funken könne ein enorm grosser Brand gelegt werden. Dies wiederum könne als beeindruckend wahrgenommen werden.
«Zudem gibt es Fälle, dass Brände gelegt werden, um sich dann als Retter zu inszenieren. Weil man beispielsweise die Feuerwehr alarmiert und damit grössere Schäden verhindert.» Daneben gebe es sicher auch «psychische Krankheitsbilder», die für solche Taten verursachend sein könnten.
Baier spricht ausserdem die Zwiespältigkeit von Feuer an: «Es kann Geborgenheit, Gemütlichkeit und so weiter ebenso auslösen wie Angst, Flucht und so weiter.» Vielleicht sei es gerade diese Ambivalenz, die Menschen so daran fasziniere.
Ein weiterer damit verbundener Aspekt sei, dass Feuer potenziell zerstörerisch sei. «Wenn man es kontrolliert, fühlt man sich aber mächtig. Macht und Ohnmacht liegen bei diesem Grundelement also nahe beieinander.»