Fifa-Prozess: Sepp Blatter weist alle Anschuldigungen zurück
Am zweiten Prozesstag gegen Sepp Blatter und Michel Platini wird der Ex-Fifa-Präsident befragt. Er weist alles von sich – und stellt sich gleich als Opfer hin.
Das Wichtigste in Kürze
- Sepp Blatter wurde im Prozess gegen ihn und Michel Platini befragt.
- Dabei wies der Ex-Fifa-Präsident alle Anschuldigungen von sich.
- Zudem stellte er sich als Opfer von medialer Vorverurteilung dar.
Ex-Fifa-Präsident Joseph Blatter und Ex-Uefa Präsident Michel Platini müssen sich seit dieser Woche vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten. Der zweite Verhandlungstag am Donnerstag startete mit einer Befragung von Blatter. Der Ex-Fifa-Präsident wies alle Anschuldigungen von sich.
In der Einvernahme wies Sepp Blatter die in der Anklageschrift enthalten Vorwürfe entschieden zurück. Insbesondere den Vorwurf, dass Platini rechtswidrig im Jahr 2011 zwei Millionen Franken plus Sozialabgaben überwiesen worden seien.
Dieses Geld sei geschuldet gewesen. Er verstehe nicht, warum es ein Strafverfahren für einen administrativen Vorgang in einem Verein wie der Fifa gebe.
Sepp Blatter: Gentleman-Agreement mit Platini
Sepp Blatter rekonstruierte die Zusammenarbeit mit Michel Platini, die 1998 nach seiner Wahl zum Fifa-Präsidenten begonnen hätte. «Platini sagte mir, er sei als Berater eine Million Franken pro Jahr wert, und ich sagte Ja», erläuterte Blatter. Dies sei so mündlich in einem Gentleman-Agreement festgehalten worden.
1999 sei in einem schriftlichen Vertrag die Summe von 300'000 Franken festgehalten worden. Damals habe sich die Fifa in einer schlechten finanziellen Lage befunden. «2002 waren wir praktisch pleite», so Blatter.
Warum die Nachforderungen von Platini für seine Beraterdienste zwischen 1998 und 2002 erst 2011 gekommen seien, könne er nicht sagen. Er bestritt, dass die im Schreibtisch gefundene Rechnung von Platini ein «Faustpfand» sein sollte, um diesen als Fifa-Präsidenten zu verhindern.
Ex-Fifa-Präsident beklagt sich wegen medialer Vorverurteilung
Auf eine Nachfrage der Fifa-Verteidigerin antwortet Blatter nicht: «Fifa-Präsident Gianni Infantino antwortet mir sei 2016 nicht, daher antworte ich auch nicht auf Fragen der Fifa.» Die Fifa hatte wissen wollen, warum die Überweisung der 2 Millionen Franken nicht in den Unterlagen und Protokollen vermerkt sei. Dies, obwohl Blatter behauptete, die Zahlung sei von allen Gremien der Fifa abgesegnet worden.
Blatter kritisierte auch, dass man ihn nach der Aktion der Bundesanwaltschaft von 2015 schon medial vorverurteilt habe. Dabei sei er nur seinen Pflichten nachgekommen: «Ich bin schon bestraft – und das seit sieben Jahren.» Die ganze Familie habe darunter gelitten – selbst seine Enkelin habe Mobbing erleiden müssen. Er sei froh, dass nun die Geschehnisse von damals vom Gericht beurteilt würden.
Sepp Blatter erklärte zu seiner persönlichen Situation, dass er in Visp eine Wohnung habe. Sein soziales Leben spiele sich aber in Zürich ab. Er lebe von der AHV und seinen Ersparnissen, die er nicht näher bezifferte. Seinen monatlichen Finanzbedarf gab er mit rund 25'000 Franken an.