Food-Waste und Abfall: Wie schlimm ist Bräteln?
Bräteln im Sommer verursacht oft viele Reste und viel Abfall. Es gibt aber auch umweltfreundliche Grill-Partys. Experten erklären, wie diese gelingen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vom Einweggrill bis zu Essensresten: Grillpartys verursachen oft viel Abfall.
- Doch es geht auch anders.
- Experten für Umweltschutz, Littering und Foodwaste erklären, wie man bewusster grilliert.
Sommer, Sonne und Temperaturen über 30 Grad. Statt in der warmen Wohnung auch noch zu kochen, zieht es viele Menschen zum Bräteln an die frische Luft. Auch an diesem Wochenende.
Vom Einfeuern mit Holzkohle, viel Fleischkonsum bis zum potenziellem Littering und Foodwaste kann jedoch schnell jegliches Umweltbewusstsein verflogen sein.
Nau.ch-Leserin Yvonne B.* sagt: «Im Sommer esse ich wegen Grill und Bräteln viel mehr Fleisch als sonst.» Der Grund: «Meist werfe ich mehr auf den Grill, als ich wirklich essen mag.»
Sollte man dem Klima und der Umwelt zuliebe also besser auf den Fleisch-Spass verzichten?
«Nein», sagt Damian Oettli, Head Markets bei WWF Schweiz. «Aber man kann sich gewisse Sachen im Voraus überlegen, um die Umwelt zu schonen.» Für ihn ist klar: Spontan einen Einweggrill und eine Packung Aktionsfleisch kaufen, muss nicht sein.
Brätel-Tipps für Umweltschutz
Am besten sei zum Beispiel, wenn man sich einen Grillplatz aussuche, der schon eine Feuerstelle hat. «Zum Feuern ist es am besten, selbst Brennholz im Wald zu suchen», so Oettli. «Beim Kauf von Holzkohle sollte man auf die Herkunft und Nachhaltigkeit achten.»
Und dann kommt schon die nächste Herausforderung: «Wir essen zu viel Fleisch», so der WWF-Experte. Gerade beim Bräteln gehöre dies für viele «einfach dazu». «Dabei gibt es viel feines Gemüse, wie Mais, Tomaten, Pilze, Zucchini, die sich sehr gut eignen.»
Aber auch die Detailhändler müssten in seinen Augen aktiv werden. Eine WWF-Studie hat laut Oettli kürzlich gezeigt, dass 95 Prozent der Aktionen für Fleisch sind.
Oettli will aber niemandem die Bratwurst beim Fest verbieten. «Es ist wichtiger, im Alltag bei der Hauptmahlzeit öfter auf Fleisch zu verzichten, als bei gelegentlichen Grillabenden im Sommer.» Zudem gebe es in seinen Augen bereits viele «bewusste Grillmenschen», die bereits auf die oben genannten Punkte achten würden.
Foodwaste durch Planung verhindern
Besonders wichtig sei, gewisse Dinge im Voraus zu planen. Das weiss auch Annekathrin Jezler von «foodwaste.ch». «Schon beim Einkaufen sollte man sich überlegen, ob man wirklich das Sechserpack Koteletts braucht, oder besser im Offenverkauf ein einzelnes nimmt.»
Um nach dem Bräteln Reste zu verwerten, gibt es gemäss Jezler zahlreiche Möglichkeiten. «Grillgemüse macht sich zum Beispiel super in einem Sandwich», erklärt sie. Vieles könne man am nächsten Tag gut mitnehmen und aufwärmen. «Erst kürzlich hab ich gelernt, dass man zum Beispiel auch Hörnlisalat in der Pfanne wärmen kann.»
Hemmschwelle für Littering im Wald tiefer
Ein nächstes Problem an beliebten Brätel-Stellen ist das Littering. Nora Steimer vom Schweizer Kompetenzzentrum gegen Littering erklärt, wieso: «Wenn wir den Abfall zu Hause nicht in den Kübel werfen, begegnen wir ihm immer wieder. Er stinkt, zieht Ungeziefer an und ist nicht schön anzusehen – das wollen wir nicht auf unserer Küchenablage. Doch wenn beim Bräteln am Waldrand Abfall anfällt, wird er teilweise nicht korrekt entsorgt. Auch, wenn in unmittelbarer Nähe ein Abfalleimer steht.»
Die Leidtragenden seien dann die Umwelt, die Gemeindemitarbeiter, die den Platz reinigen müssen und die nächste Brätel-Gruppe.
Gerade die regelmässige Reinigung eines öffentlichen Raums und die Verfügbarkeit von Abfallkübeln seien wichtige Massnahmen, um Littering zu vermeiden. «Wo es bereits verschmutzt ist, sinkt die Hemmschwelle, weiteren Abfall liegenzulassen», so Steimer.
*Name der Redaktion bekannt