«Forschig bi de Lüt» - Die etwas andere Migrationsstudie
Migration steht seit Jahren ganz oben auf der politischen Agenda. Trotzdem fehlen Studien, welche die Sicht der Bevölkerung authentisch wiedergeben.
Migration steht seit Jahren ganz oben auf der politischen Agenda. Trotzdem fehlen Studien, welche die Sicht der Bevölkerung authentisch wiedergeben. Nun liegt eine vor: «Forschig by de Lüt», lautete die Devise der ergebnisoffenen Erhebung im Plauderton.
«Was genau bestimmt diesen Puls (der Zeit)? Wie ticken die Leute, die hier leben? Wie beurteilen sie die Entwicklungen? Wir wissen erstaunlich wenig darüber.»
Und so hat sich ein Team des Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien auf den Weg in die Agglo gemacht, um dort mit unkonventionellen Methoden den Puls zu messen«, erläutert Walter Leimgruber, Präsident der Eidgenössischen Migrationskommission EKM, in der Einleitung.
Migration erwies sich nicht als das Kernproblem, sondern als Teil eines grösseren Zusammenhangs - der Veränderung. Nach dem Begriff «Migration» wurde bei der Erhebung gar nicht gefragt - die Feldforschenden liessen die Leute selber drauf kommen - beim spielerischen Hantieren mit einem Tablet, im persönlichen Interview oder ein einer Kombination von beidem.
104 von 278 Befragten erwähnten bei der Umfrage «Mit- und Nebeneinander in Schweizer Gemeinden. Wie Migration von der ansässigen Bevölkerung wahrgenommen wird» den Terminus «Migration» gar nicht. 9,35 Prozent äusserten Aversion gegen Menschen mit Migrationshintergrund, 13,66 Prozent Skepsis, 12,23 Prozent Ambivalenz und 27,33 Prozent gaben sich dem Thema gegenüber offen.
Die Stimmung ging dabei umso mehr in die Richtung von Aversion, je älter und/oder alteingesessener die Befragten waren.
Die Studie wurde im Sommer 2019 durchgeführt in acht Gemeinden: Rümlang, Lutry, Rheinfelden, Oftringen, Le Locle, Belp, Losone und Agno. Die Befragung sollte in typischen Agglomerationsgemeinden stattfinden, die weder zur Kernstadt noch zu ländlichen Gebieten gehören, und in denen ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung - 45 Prozent - lebt.
Auf die Einstiegsfrage, was die Bevölkerung in den besuchten Gemeinden beschäftigt, lauteten die Antworten: starke - mitunter als widersinnig eingestufte - Bautätigkeit, wachsende Verkehrsbelastung und die Verdrängung von Grünflächen oder Naturlandschaften.
Dazu kam das allgemeinen Bevölkerungswachstum, das viele Teilnehmenden mit fortschreitender Anonymität, Individualisierung, Verarmung des Soziallebens und Verlust von Traditionen in Verbindung bringen.