Frauen forderten vor 50 Jahren Stimmrecht mit Marsch auf Bern
Das Wichtigste in Kürze
- Am 1. März 1969 fand der «Marsch auf Bern» statt.
- Tausende Frauen und Männer forderten die Einführung des Frauenstimmrechts.
- Der Spuck dauerte nur eine Stunde, fand aber Eingang in die Geschichtsbücher.
Rund 5000 Frauen und Männer zogen am 1. März 1969 um punkt 15 Uhr vors Bundeshaus. Gefordert wurde das volle Stimm- und Wahlrecht für Frauen auf eidgenössischer und kantonaler Ebene.
Der Marsch wurde angeführt von der Zürcher Aktivistin Emilie Lieberherr. «Bundesrat, uf zur Tat!» rief die der Menge zu.
Auf dem Bundesplatz wurde eine Resolution in allen vier Landessprachen verlesen. Darauf folgte ein lautes Pfeifkonzert mit Trillerpfeifen. Es galt all jenen Männern, die dem Frauenstimmrecht seit Jahrzehnten Hindernisse in den Weg legten.
Pfeifkonzert wegen Bundesrat
Eine Delegation des Aktionskomitees begab sich mit der Resolution ins Bundeshaus. Der Bundeskanzler nahm das Papier entgegen – was den Frauen zu wenig war.
Bei der Rückkehr auf den Bundesplatz verkündete Emilie Lieberherr: «Keiner der Bundesräte hatte den Mut, uns zu empfangen!». Das hatte nochmals ein Pfeifkonzert zur Folge. Punkt 16 Uhr erklärten die Organisatorinnen die Kundgebung für beendet.
Zum «Marsch auf Bern» aufgerufen hatte der Zürcher Stimmrechtsverein.
Nicht unbestrittener Anlass
Doch der Anlass war nicht unbestritten: Die zwei grossen nationalen Frauenvereinigungen teilten zwar das Anliegen, blieben der Kundgebung aber fern. Sie befürchteten Ausschreitungen und Retourkutschen der Männer an der Urne.
Doch der «Marsch auf Bern» ging als friedliche Kundgebung in die Annalen ein. Erst später wurde bekannt, dass die ganze Zeit Polizisten auf Pikett gestanden waren. Die Polizei war im Bundeshaus und auf der Bundesterrasse mit Wasserschläuchen und Tränengas ausgerüstet.
Meilenstein zum Frauenstimmrecht
Wie auch immer: Das Echo in der Presse war gross, und die Organisatorinnen hatten recht behalten. Der selbstbewusste Auftritt vor dem Bundeshaus sorgte für Aufsehen.
So wurde er im kollektiven Gedächtnis zu einem Meilenstein auf dem Weg zum Frauenstimmrecht. Am 7. Februar 1971 kam die Vorlage vors (Männer-)Volk – und wurde mit einer Zweidrittelsmehrheit angenommen.