«Frauen haben nach wie vor zu wenig Redezeit»
Die Journalistin Miriam Suter und die Slam-Poetin Lisa Christ sprechen in ihrem gemeinsamen Podcast über Themen, die in der Öffentlichkeit zu kurz kommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Miriam Suter und Lisa Christ machen einen gemeinsamen Podcast.
- Sie sprechen Themen an, die aus ihrer Sicht in der Öffentlichkeit zu kurz kommen.
- Für sie ist es wichtig, transparent zu bleiben und Schwächen zu zeigen.
Angefangen hat es mit einem «Crush aufeinander»: Journalistin Miriam Suter und Slam-Poetin und Kabarettistin Lisa Christ entdeckten sich auf Instagram, fanden sich gut, traten in Kontakt. Sie teilten die Idee für einen Podcast und setzten sie gemeinsam um. «Faust & Kupfer», ein feministischer Podcast mit journalistischem Anspruch, feierte Ende Juni seine 10. Folge und wird inzwischen im Radio ausgestrahlt.
«Wir wollten etwas Ernsthaftes machen aber auch popkulturell unterwegs sein», sagt die in Aarau lebende Journalistin Miriam Suter.
«Das ist uns bis jetzt auch gelungen». Die bisher veröffentlichten Folgen drehen sich um Themen wie Intersektionalen Feminismus, Sexualisierte Gewalt & Victim Blaming oder Toxische Männlichkeit.
Breites Themengebiet
Schwierige Begriffe, doch: «Wir wollen auf eine niederschwellige Art diskutieren und den Leuten so ein bisschen die Angst vor gewissen Themen nehmen.» So Lisa Christ in dem gemeinsamen Zoom-Interview mit Keystone-SDA.
Gleichzeitig werden zwischendurch Bücher, Serien oder Filme mit feministischem Bezug besprochen. Auch da setzen die Podcasterinnen auf leichte Zugänglichkeit. Zur Diskussion stehen also nicht zwingend nischige Veröffentlichungen, sondern auch massenhaft konsumierte.
«Frauen haben nach wie vor zu wenig Redezeit»
«Uns stört, dass in unserer Instagramblase immer wieder aktuelle Themen auftauchen, über die sich ein Grossteil der Menschen kaum je Gedanken macht», sagt Lisa Christ.
Oft aus dem Grund, weil sie in der breiten Öffentlichkeit nicht diskutiert werden und wenn, dann nur aus einer Perspektive. Dem entgegenzuwirken ist die Hauptmotivation der beiden Podcasterinnen. «Dazu kommt, dass Frauen nach wie vor zu wenig Redezeit haben. Und darum geht es ja bei einem Podcast», so Suter.
Suter und Christ wählen Themen aus, mit denen sie sich auch im privaten Rahmen mehr oder weniger intensiv auseinandersetzen. Die #MeToo-Debatte etwa, Sex oder der Frauenstreik, mit dem sie ihren Podcast vor ziemlich genau einem Jahr gestartet haben.
Sehr selbstkritisch und Schwächen zeigen
«Wir sind schon streng mit uns», sagt Miriam Suter. «Einmal haben wir eine Folge ein zweites Mal aufgenommen, weil wir dem Thema unserer Meinung nach noch nicht gerecht worden sind. Und es uns wichtig war, dass die Fakten stimmen.»
Trotz dieser Sorgfalt machen sich die Podcasterinnen angreifbar – das sagen sie aus Erfahrung. «Jemand hat einmal geschrieben, dass Lisa Prostituierte anstatt Sexarbeiterin gesagt hat», nennt Suter ein Beispiel. «Solche Rückmeldungen sind wichtig und auch sehr schön.» Denn wenn sie schon von Awareness und geschlechtergerechter Sprache reden würden, dann müssten sie sie logischerweise auch selber anwenden.
Shitstorms habe es noch nie gegeben. Was ihrer Meinung nach nicht zuletzt daran liegt, dass die beiden ihre Unsicherheiten transparent machen.
«Wir zeigen uns bei gewissen Themen schon auch verletzlich. Indem wir sagen, dass wir diesbezüglich auch schon einiges falsch gemacht haben», so Suter. «Die Leute fühlen sich verstanden, weil wir keine von-oben-herab-Haltung einnehmen.»
Wachsende Reichweite
Sie kennen sich zwar mit Themen wie dem Feminismus gut aus. Das heisse aber nicht, dass sie nicht auch noch immer patriarchale Strukturen reproduzieren, meint Lisa Christ. Transparent zu bleiben, ist für die «Faust & Kupfer»-Macherinnen der Schlüssel zu allem.
Und auch die Reichweite ist gewachsen. Die Podcasts findet man nicht mehr nur im Internet. Das Aargauer Radio Kanal K hat «Faust & Kupfer» unlängst ins Programm aufgenommen.