Frauen schlafen mit Plüschtierli im Bett – das sagen Männer
Viele Erwachsene schlafen immer noch mit Stofftieren im Bett – auch Paare. Wie Männer reagieren, wenn ihre Frauen den Teddy mitbringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kuscheltiere sind in Paarbetten keine Seltenheit.
- Sie bedienen ein «Bedürfnis nach Sicherheit», so ein Beziehungsberater.
- Wer ein Plüschtier ins Bett nimmt, sollte mit seinem Partner drüber sprechen.
Zu Beginn ihrer Beziehung hielt Melissa S.* ihren Stoffbären Paddington vor ihrem nun langjährigen Freund geheim. «Ich wollte ihm gegenüber nicht kindisch wirken», sagt die 30-jährige Bernerin. Frühere Erfahrungen mit kritischen Partnern machten ihr Sorgen. Also versteckte sie ihr Kuscheltier einige Monate hinten in ihrem Schrank.
Zuvor hatte der Plüsch-Grizzly jede Nacht in ihrem Bett verbracht – seit ihrem ersten Geburtstag. Was gelegentlich zu Spott, insbesondere von Männern, führte. «Aber wie sich herausstellte, war es dumm von mir, Paddington vor meinem aktuellen Freund geheim zu halten», sagt Melissa. «Er war sehr verständnisvoll und mein Stoffbär wieder da, wo er hingehört.»
In ihrem Freundeskreis finden sich viele Verbündete.
«Spielzeug» als Erwachsene «peinlich»
«Während meiner Kindheit hatte ich wahrscheinlich hundert Stofftiere», sagt Kollegin Sabrina R.* aus Zürich. Das Ziel der heute 28-Jährigen war, möglichst viele verschiedene Tierarten zu sammeln – und von allen eine dreiköpfige Familie. «Damit sie nicht einsam waren», sagt sie.
Heute ist die Sammlung von Sabrina R. deutlich kleiner. «Es war mir peinlich, als Erwachsene so viel ‹Spielzeug› zu haben», erklärt sie. Weswegen sie als Teenager die meisten Tierchen gespendet oder verschenkt habe. Ihr Partner hat ihre Meinung allerdings wieder geändert – und jetzt schläft das Paar jede Nacht «unbefangen» mit einem Plüsch-Otter und einem Schnabeltier im Bett.
Auch Dominik R.* hatte zu Beziehungsbeginn einen flauschigen Freund aus der Kindheit im Schlepptau – ein Alpaka namens Muffi. «Meine Freundin verliebte sich sofort in ihn und wollte nachts immer mit ihm kuscheln», sagt der 29-jährige St. Galler. Zum ersten Jahrestag kaufte er ihr dann ein passendes Baby-Alpaka.
Bedürfnisse müssen kommuniziert werden
Paarberater Thomas Schärer sieht kein Problem darin, wenn sich Erwachsene Kuscheltiere ins Paarbett holen. «Das Wichtigste ist, dass man das Bedürfnis dazu kommuniziert. Und vielleicht erklärt, woher dieses kommt – wenn man es weiss», sagt er.
Damit tun sich allerdings viele schwer: «Keiner von uns lernt kommunizieren», so Schärer. «Denn keiner bringt uns bei, darüber zu sprechen, was in uns vorgeht.» Dabei ist eine gute Kommunikation der Grundstein jeder erfolgreichen Beziehung – ob romantisch oder nicht.
Von all unseren tiefsten Wünschen sind laut Schärer die meisten im Bett anzutreffen. «Gleichzeitig ist das aber der Ort, wo man oftmals nicht darüber redet», sagt er. «Er ist oft sehr stark mit Scham behaftet.»
Woher diese Peinlichkeitsgefühle kommen – aus dem Elternhaus oder aus der Religion beispielsweise – spiele keine Rolle. Entscheidend sei, wie ein Paar damit umgehe.
«Es spielt auch keine Rolle, was es ist – ob man etwas Besonderes mit ins Bett bringen möchte oder sich etwas Besonderes im Bett wünscht. Die Frage ist immer: Auf welcher Ebene ist die Beziehung? Kann man darüber reden?»
Kuscheltiere vermitteln Gefühl von Geborgenheit
Kuscheltiere, alte Babydecken oder was auch immer es sein mag, können ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. «Vor allem für Menschen, die ein Bedürfnis nach Sicherheit haben. Bewusst oder unbewusst», sagt Schärer. Daran sei nichts auszusetzen, aber es sollte in einer Partnerschaft kein Geheimnis bleiben.
Denn: Fehle in einer Partnerschaft das Vertrauen, sich zu öffnen, sei das ein Problem.
Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass man den Partner als Quelle der Sicherheit übersehe oder nicht betrachte. Und: wiederum auf jemand oder etwas anderes, wie ein Stofftier, zurückgreife.
«Wir sollten versuchen, Muster in der Art und Weise, wie wir nach Sicherheit suchen, zu erkennen. Wir wollen keine Abhängigkeit schaffen, weder von Objekten noch von Menschen», erklärt Schärer. Sonst könnte es sein, dass man irgendwann nicht mehr über den Tellerrand hinaussehe.
«So etwas zu erkennen ist aber mega wertvoll», so Schärer weiter. In diesem Fall könnte man das Problem auch angehen. Sei es in erster Linie, mit sich selbst – sich kindisch zu fühlen und das nicht akzeptieren zu können. Oder wenn es darum gehe, einen Bruch in der Beziehung aufzulösen, weil sich ein Partner ungehört, ungesehen fühle.
* und **Namen von der Redaktion geändert.