Frauen sprechen schneller als Männer
Neue Daten zeigen, dass nicht nur Zürcher schneller als Berner sprechen, sondern auch Frauen schneller als Männer. Sie liefern auch eine Erklärung, warum.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie der Universität Bern untersuchte den Wandel der deutschen Sprache.
- Dazu wurden zwischen 2020 und 2021 rund 1000 Personen aus 127 Ortschaften befragt.
- Manche Ergebnisse überraschen, zum Beispiel die Unterschiede im Tempo.
Das Klischee hat sich bewahrheitet: Berner sind in ihrer Sprechweise gemächlich, während Zürcherinnen das Tempo anziehen. So eine aktuelle Untersuchung der Universität Bern im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Schweizer Dialekten. Die Studie untersucht den Wandel der deutschen Sprache hierzulande und hat dabei einige interessante Erkenntnisse hervorgebracht.
Zwischen 2020 und 2021 wurden etwa 1000 Personen aus 127 verschiedenen Orten befragt. In dreistündigen Interviews analysierten die Forschenden um Professor Adrian Leemann die Aussprache und Grammatik verschiedener Dialekte. Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden Bilder gezeigt oder Sätze zur Übersetzung aus dem Hochdeutschen vorgelegt.
Walliserinnen reden überraschend schnell
Ein Ergebnis: Die Studie zeigt deutliche regionale Unterschiede im Sprechtempo. Im Grossraum Bern wird am langsamsten gesprochen.
Nur ein wenig schneller sind die Bündner. Gefolgt von Zürich und der Zentralschweiz – mit einem mittleren Tempo. Überraschenderweise sprechen die Walliser am schnellsten.
Es gibt aber auch geschlechtsspezifische Unterschiede beim Sprechtempo. Junge Männer aus Bern fallen durch ihr langsames Sprechen auf und scheinen das Klischee des «langsamen Berners» zu bestätigen.
Auf der anderen Seite sprechen junge Walliserinnen ähnlich schnell wie ihre Zürcher Kolleginnen. «Wir hätten eher vermutet, dass man im Wallis langsamer sprechen würde», sagt Leemann.
Die Forschenden glauben, dass diese Unterschiede dazu dienen können, Gruppenzugehörigkeit zu signalisieren. Oder um kompetenter und sozial attraktiver zu wirken.
Anhand der Daten können zudem Vorhersagen über zukünftige Veränderungen in der deutschen Sprache gemacht werden. Zum Beispiel: Welche Dialektwörter mit der Zeit verschwinden werden.
Für mehr Erkenntnisse über dieses Phänomen sind jedoch noch weitere Studien erforderlich. Bei sogenannten ethnografischen Interviews könnten Forscher beispielsweise Zeit mit der Zielgruppe verbringen und ihr sprachliches Verhalten beobachten.
