Fünf regionale TV-Sender erfüllen Vorgaben für Konzessionen nicht
Deutschsprachige Regional-TV's sendeten zu wenig relevante Informationen für die Region. Französischsprachige Sender erwiesen sich hingegen als vorbildlich.

Das Wichtigste in Kürze
- Fünf Deutschschweizer Regionalsender erfüllen Konzessionsbedingungen nicht.
- Sie senden zu wenig regionsspezifische relevante Information.
- Gegen sie hat das Bakom ein Aufsichtsverfahren eröffnet.
Fünf regionale Deutschschweizer Fernsehsender haben im letzten Jahr nicht genügend relevante regionale Informationen gesendet. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) hat gegen sie ein Aufsichtsverfahren eröffnet.
Kommerzielle Fernsehsender, die eine Konzession besitzen, müssen während der Hauptsendezeit pro Woche mindestens 150 Minuten «relevante Regionalinformationen» ausstrahlen. Und sie sind gleichzeitig verpflichtet, werktags während der Hauptsendezeit zehn Minuten «relevante Regionalinformationen in Nachrichtensendungen» zu bieten.

Darunter versteht das Bakom Geschichten über Geschehnisse im Versorgungsgebiet. Oder aber über die Auswirkungen eines überregionalen Ereignisses auf das Versorgungsgebiet oder eine Information mit einem Bezug zur Region.
Aufsichtsverfahren gegen fünf Deutschschweizer Sender eröffnet
Fünf Deutschschweizer Sender erfüllten diese Anforderungen im letzten Jahr nicht: TVO aus der Ostschweiz sendete in der Primetime pro Woche nur 138 Minuten Informationen aus der Region; bei TeleBärn waren es gar nur 73 Minuten, wie das Bakom am Montag in seinem Newsletter mitteilte. TeleBärn sowie Tele M1 (Aargau, Solothurn), Tele1 (Zentralschweiz) und Telebasel sendeten in Nachrichtensendungen täglich weniger als zehn Minuten relevante Regionalnews.

Gegen die fehlbaren Sender eröffnete das Bakom ein Aufsichtsverfahren, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Die Verantwortlichen könnten nun Stellung nehmen, bevor das Bakom eine Verfügung erlasse. Dabei geht es darum festzustellen, ob die Mindestvorgabe erfüllt wurde oder nicht. Finanzielle Sanktionen seien beim erstmaligen Verfahren nicht vorgesehen.
Für die Programmanalyse untersuchte das Bakom 2020 mittels Stichproben während zweier Wochen verschiedene Programme. Untersucht wurden Kanal 9, TeleBärn, Telebasel, Tele 1, Tele M1, Tele Top, TVO, TV Südostschweiz und TeleBielingue. Ebenso Canal 9, Canal Alpha, La Télé, Léman Bleu und TeleTicino. Es analysierte dabei insgesamt 1050 Programmstunden.
Genfer Sender Léman Bleu weit über dem Durchschnitt
Der durchschnittliche Anteil an Informationsinhalten lag bei allen 14 konzessionierten Regionalfernsehen bei 71 Prozent der ausgestrahlten Programme. Am höchsten war er bei Léman Bleu mit 89 Prozent und Tele Ticino mit 82 Prozent. Am tiefsten bei Telebasel mit 62 Prozent. In der Westschweiz lag der Informationsanteil zehn Prozent höher als in der Deutschschweiz.
Léman Bleu produzierte zum Beispiel in einer Woche mit 19 Stunden über viermal mehr Informationsinhalte als Telebasel mit 4 Stunden. Und auch beim Anteil der relevanten Themen führte der Genfer Sender die Rangliste mit 98 Prozent an. Auf TeleBärn behandelte nur 72 Prozent des Informationsoutputs «relevante Themen».

Auch bei der geografischen Schwerpunktsetzung zeigten sich deutliche regionale Unterschiede: So räumten die Westschweizer Fernsehsender Ereignissen in der eigenen Region mit 88 Prozent deutlich mehr Platz ein. Bei den Deutschschweizern (63 Prozent) und dem Tessin (57 Prozent) ist es signifikant weniger.
Deutschschweizer Sender bieten mehr Werbung
Léman Bleu bietet seinem Publikum 14 Stunden und 36 Minuten Regionalinformationen pro Woche an. Das ist vierzehnmal mehr als Telebärn mit einer Stunde und 3 Minuten, hiess es. Und auch die CH-Media-Sender lägen in diesem Punkt «klar unter dem Durchschnitt» von viereinhalb Stunden pro Woche.
Bei der Werbezeit hingegen schafften es die Deutschschweizer Sender nach vorne: Sie sendeten fast doppelt so viel Werbung wie ihre Westschweizer Pendants. Besonders erfolgreich seien hier die Sender von CH Media (TeleBärn, Tele 1, Tele M1 und TVO), schreibt das Bakom. Diese Sender hätten «Human Interest oder Bad News» auch «überdurchschnittlich viel Raum» gegeben.