Für den Klimawandel rügt ETH-Professor Knutti uns alle
Die Schweiz hätte alles, um den Klimawandel zu bekämpfen: Geld und Wissen. Doch eines fehlt: Der Wille. Das kritisiert ETH-Professor Reto Knutti.
Das Wichtigste in Kürze
- Wir hätten heute sowohl das Geld, als auch das Wissen, den Klimawandel zu stoppen.
- Aber es fehlen Eigeninitiative und politischer Wille, rügt ETH-Klima-Professor Knutti.
Der Klimaforscher und ETH-Professor Reto Knutti fand in der letzten Weltwoche harte Worte. Er rügte in einem Beitrag Weltwoche-Chefredaktor und SVP-Nationalrat Roger Köppel. Dessen Position zum Klimawandel sei untragbar.
Doch Knutti rügt nicht nur Köppel. «Statt zu sinken, hat unser Energieverbrauch weltweit zugenommen. Bei allen Energiequellen, vor allem aber bei Fossil-Energie.» Wenn es die nächsten 30 Jahre so weitergehe, «dann schaffen wir die Ziele des Pariser Abkommens auf keinen Fall».
Klimawandel wäre zu stoppen
Zwar sinke der Energieverbrauch des Einzelnen in der Schweiz. Da unsere Technologien effizienter seien. «Global nimmt er aber zu. Vor allem, weil sich die Entwicklungsländer von einem sehr tiefen Niveau pro Kopf auf eines nahe von uns entwickeln.»
Dabei hätte die Schweiz laut Knutti sowohl das Geld, als auch das Wissen, es besser zu machen. «Was fehlt, ist der politische Wille», so Knutti.
Die Hauptprobleme beim CO2-Ausstoss in der Schweiz seien Privatverkehr und Gebäude. «Besonders bei den Gebäuden könnte man mit einer einfachen Regelung viel erreichen.
Die fossilen Energiequellen müssen raus! Geht zum Beispiel die alte Ölheizung kaputt, muss eine erneuerbare Lösung her. Bei Neubauten gilt das Gleiche.»
Zu viele profitieren
Darauf hoffen, dass die Bevölkerung aus eigenem Antrieb auf saubere Energie setzt, sei utopisch. «Erstens sind Systeme mit erneuerbarer Energie heute in der Anfangsinvestition zu teuer.
Und es gibt Konzerne und Private, die an dem bestehenden System zu gut verdienen. Die politischen Bestrebungen, erneuerbare Energie bezahlbar zu machen, sind entsprechend zu klein.»
Zudem fehle vielen Menschen das Wissen, um erneuerbare und saubere Lösungen. «Und auch die Weitsicht», sagt Knutti.
«Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Er denkt kurzfristig und egoistisch. Aber Nachhaltigkeit lohnt sich kurzfristig und egoistisch eben nicht. Wer profitieren wird, sind vor allem unsere Kinder und Grosskinder. Und die Menschen in Afrika.»
Politik muss Klimawandel bekämpfen
Wenn es aber darum gehe, Sonnenkollektoren aufs Dach zu bauen oder Windenergie zu nutzen, dann fragen sich viele: Was bringt mir das? «Aber mit dieser Haltung erreichen wir gar nichts. Darum ist es an der Politik, Massnahmen zu ergreifen.»
Denn die Bevölkerung «ist ein bisschen dumm und träge und man kann es ihr auch gar nicht verübeln. Sie braucht klare Anreize, um etwas am Gewohnten zu ändern».
Steuern gegen den Klimawandel
CO2-Steuern wären eine faire und einfache Möglichkeit. Aber gleichzeitig müsse man die Forschung für alternative Lösungen vorantreiben. Von Subventionen für einzelne Technologien sieht Knutti eher ab. «Sie würden den Markt verzerren.»
Auch Verbote könnten laut Knutti eine Option sein. «So, wie beim Wechsel von Glühbirnen zu LED. Erst gab es einen riesigen Aufschrei. Aber längst haben sich alle an das neue Licht gewohnt.»