GDK-Präsident: Änderungen bei Terminen schadet Vertrauen in Impfung
GDK-Präsident Lukas Engelberger erwartet, dass die Terminänderung der Impfungen zu weniger Vertrauen bei den Menschen führen wird.
Das Wichtigste in Kürze
- 200'000 Impfdosen werden der Schweiz im Mai fehlen.
- GDK-Präsident Engelberger befürchtet Auswirkungen auf die Impf-Motivation der Schweizer.
Die Schweiz wird im Mai 200'000 weniger Impfdosen erhalten als geplant. Das ist gemäss dem obersten Gesundheitsdirektoren keine gute Nachricht: Das Vertrauen in die Impfung leide, wenn wegen Verzögerungen Termine abgesagt oder verschoben werden müssten.
Einen Vertrauensverlust gelte es zu verhindern, sagte Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Mittwoch.
«Wir sind darauf angewiesen, dass die Menschen der Impfung und der ganzen Organisation rundherum vertrauen. Die Motivation zur Impfung hängt auch davon ab», sagte Engelberger im Interview
Kantone fordern offene Kommunikation
Um solche Lieferschwierigkeiten auffangen zu können, brauchten die Kantone eine gewisse Reserve. Engelberger sprach damit die Forderung des Bundesrats vom Donnerstag an, wonach die Kantone die zweite Impfdosis nicht mehr zur Reserve an Lager behalten sollen. Er verstehe diesen Wunsch, nicht unnötig Dosen zu horten. Aber «das Bedürfnis, möglichst schnell zu impfen, ist abzuwägen gegen die Forderung nach einer gewissen Verlässlichkeit», sagte Engelberger.
Die Kantone wünschten sich, dass der Bund besser rund schneller über Lieferengpässe informiert würden. In den vergangenen Tagen war seitens einiger Kantone Kritik laut geworden, weil das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag über einen Lieferengpass von Moderna sehr kurzfristig informiert hatte. Er selber kritisiere den Bund deshalb nicht, erwarte aber auch, dass man die Kantone nicht kritisiert oder unter Zeitdruck setze. «Das wäre kontraproduktiv», sagte Engelberger.
Der GDK-Präsident stellte sich auch bei teils heftig kritisierten Massnahmen-Lockerungen des Bundesrats vom vergangenen Mittwoch hinter den Bundesrat. Die psychologische Dimension sei wichtig: «Die Bevölkerung wünscht sich Perspektiven», sagte Engelberger. Sie könne Regeln besser befolgen und sei disziplinierter, wenn sie optimistisch sei. Es sei daher zu einseitig, Öffnungsschritte etwa nur auf wirtschaftliche Berechnungen abzustellen.
Engelberger warnt vor Fahrlässigkeit
Die Gefahr, die von diesem Entscheid ausgeht - nämlich dass die Öffnungen als Freipass verstanden werden - sei aber «sehr ernst» zu nehmen. «Der Schweizer Weg ist mit Risiken verbunden», sagte Engelberger. Dieser könne nur erfolgreich sein, wenn die Bevölkerung mit den Lockerungen sehr vorsichtig umgehe. Wenn die Bevölkerung die Disziplin verliere, bestehe tatsächlich die Gefahr, dass die Schweiz vor der Ziellinie viel aufs Spiel setze.
Es sei jetzt wichtig, dass nicht im Wochenrhythmus neue Lockerungen diskutiert und gefordert würden, sagte Engelberger weiter. Stattdessen müsse nun einige Wochen genau beobachten werden, welche Folgen die jüngsten Öffnungen haben.
Die Zeit müsse jetzt genutzt werden, um in Richtung Jahresende zu schauen. «Wir müssen uns über die Ziele der nächsten fünf bis zehn Monate klarer werden», sagte Engelberger. Der Bundesrat erarbeite dazu derzeit ein Modell.