Gebühren für neue Debitkarten stossen auf Kritik
Mit der Corona-Krise und dem Boom im Online-Handel kamen auch neue Debitkarten. Zeitgleich haben sich die Gebühren erhöht.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich als Katalysator für den Schweizer Zahlungsverkehr entpuppt.
- Die Einführung neuer Debitkarten führte gleichzeitig auf zu höheren Gebühren.
- Anbieter von Zahlungsinfrastrukturen profitieren davon, KMU's leiden darunter.
Die Corona-Pandemie sorgte für einen regelrechten Boom im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Die Einführung neuer Debitkarten führte zeitgleich zu höheren Gebühren für den Handel. Nun wurde die Wettbewerbskommission (Weko) aktiv.
Anbieter von Zahlungsinfrastrukturen profitieren
Angesichts des Booms im Onlinehandel und dem geänderten Konsumverhalten hat sich der Trend hin zum bargeldlosen Bezahlen nochmals deutlich beschleunigt. Profitiert haben dabei vor allem die Anbieter von Zahlungsinfrastrukturen. Während viele bereits durch die Pandemie gebeutelte KMU unter den Gebühren leiden.
Dies hat auch damit zu tun, dass im letzten Jahr die Einführung neuer Debitkarten begann. Die Herausgeber der grossen Kartenanbieter Mastercard und Visa lancierten eine neue Debitkarte, die etwa auch im Internet eingesetzt werden kann. Da viele Banken die Gunst der Stunde nutzen wollten, begannen sie die alten Maestro-Karten schneller als erwartet zu ersetzen.
Die sogenannten Acquirer wie die SIX Payment Services seien «vom plötzlichen und breiten Roll-out» überrascht worden. Dies stellte der Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ) Mitte Mai fest. Dies habe zu «grossen Defiziten» bei der Implementierung der neuen Debitkarten geführt. «Finanziell betroffen waren vor allem kleinere Händler mit unvorteilhaften Verträgen», heisst es beim Verband.
VEZ-Geschäftsführer Severin Pflüger betont aber auf Anfrage, dass man bezüglich Kosten schon viel erreicht habe. Zum Verständnis: Händler zahlen eine Gebühr an die Acquirer wie die Worldline-Tochter SIX Payment Services. Ein Teil dieser Händlergebühr geben sie an die Banken, sprich die Kartenherausgeber, weiter.
Schweiz ist europäische Ausnahme
Diesen Teil bezeichnet man als «Interchange Fee». Welche laut dem stellvertretenden Direktor der Weko, Frank Stüssi, aber nur «ein kleiner Teil» der Händlergebühr ist. Stüssi betont auch: Die Schweiz ist das einzige europäische Land, in dem für die Maestro-Karten keine solche «Interchange Fees» verrechnet wurden.
Daher dürften gerade bei kleineren Händler die neuen Gebühren umso stärker ins Gewicht fallen. Auch weil ihnen die Verhandlungsmacht - wie sie etwa grosse Detailhändler haben - fehlt. Die «Interchange Fees» der neuen Debitkarten sind aber zumindest gedeckelt: 12 Rappen für «Visa Debit» und 20 Rappen für «Debit Mastercard».
In Europa gilt derweil ein Satz von 0,2 Prozent auf den Transaktionsbetrag. «Um der Frage nachzugehen, weshalb die Händlergebühren für KMU's trotz der tiefen Interchange Fees so hoch ausfallen: Haben die Weko und auch die Preisüberwachung ein Verfahren eröffnet.» Dies bestätigt Stüssi Medienberichte vom Pfingstwochenende.
Beim Verfahren handle es sich aber bisher nur um eine sogenannte «Marktbeobachtung», wie Stüssi weiter ausführt. «Eine Marktbeobachtung ist ein kleineres Verfahren, das einer ersten Prüfung von Marktverhalten dient», präzisiert er. «Je nach Ausgang münden solche Marktbeobachtungen in grössere Verfahren.» Ins Visier nimmt die Weko dabei die SIX Payment Services.
Gebühren dürften bald tiefer ausfallen
Sowohl VEZ-Geschäftsführer Severin Pflüger als auch Stüssi geben sich derweil zuversichtlich. Die Gebühren dürften auch bei den neuen Debitkarten zukünftig tiefer ausfallen. Gemäss einer Verfügung der Weko soll die allgemeine Gebührenpolitik genauer unter die Lupe genommen werden. Dies, sobald die neuen Debitkarten einen Marktanteil von 15 Prozent erreichen oder fünf Jahr im Umlauf sind.
Der VEZ geht davon aus, dass die UBS bis 2024 alle Kunden von Maestro zu den anderen Debitprodukten «umgerüstet» haben. Die CS soll es bis 2025 und die Raiffeisen bis 2026 schaffen.