Geimpfte werden von der Quarantäne befreit, wenn sie nicht reisen

Jannis Zbinden
Jannis Zbinden

Bern,

Wer in der Schweiz beide Impfungen erhalten hat, muss nicht mehr in Kontaktquarantäne. Beim Reisen bleibt sie aber erhalten. Die Begründung ist fragwürdig.

Geimpte
Die Quarantäne-Regelungen haben sich für vollständig Geimpfte in der Schweiz geändert. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit dem 23. April müssen vollständig Geimpfte nicht mehr in Kontaktquarantäne.
  • Die Quarantäne nach der Rückreise aus einem Risikogebiet bleibt jedoch erhalten.
  • Diese Entscheidung wurde mit den Virus-Varianten begründet, ist jedoch für viele fraglich.

In der Schweiz wird weiterhin fleissig geimpft. Mittlerweile haben über eine Million Erwachsene in der Schweiz beide Impfungen erhalten. Erfreuliche Nachrichten für alle Impfwilligen: Seit dem 23. April müssen vollständig Geimpfte nach Kontakt mit einer infizierten Person nicht mehr in Quarantäne.

Dies hat das BAG angewiesen.

Quarantäne Geimpfte
Geimpfte in der Schweiz müssen in Zukunft nicht mehr in Quarantäne. - Keystone

Bislang galt: Auch Geimpfte müssen in Quarantäne, die Impfung schütze primär vor der Erkrankung. «Heute ist noch nicht klar, ob die Impfung verhindert, dass Sie andere Personen anstecken können.»

Neue Argumente für Beibehaltung der Reisequarantäne

Mit der genau gleichen Begründung schickt das BAG aber Geimpfte in Quarantäne, die aus einem Risikogebiet in die Schweiz einreisen. Dies ist fragwürdig, da das BAG den Gesundheitsfachleuten inzwischen ein anderes Argument für die Beibehaltung der Reisequarantäne vorlegte.

Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, wurde diese Begründung am 30. April auf der BAG-Webseite angepasst.

Reisen Risikogebiet
Reisende, die aus einem Risikogebiet zurück in die Schweiz kommen, müssen weiterhin in Quarantäne. Egal, ob sie bereits geimpft sind oder nicht. - Keystone

Nach dieser Begründung müssen Reisende in Quarantäne, weil sie ansteckendere Virusvarianten in die Schweiz einschleppen könnten. Dabei stehen die Länder auf der Risikoliste wegen mehr Corona-Fällen als in der Schweiz. Und nicht wegen der Präsenz von Virusvarianten.

In Deutschland wird bereits zwischen Gebieten mit vielen Fällen und vielen Varianten unterschieden. In der Schweiz wird eine solche Unterscheidung erst geprüft.

Wissenschaftliche Erklärung bleibt aus

Das Spezielle daran ist, dass das BAG bei bereits Genesenen keinen Unterschied zwischen Reise- und Kontaktquarantäne macht. Für alle, die sich in den letzten drei Monaten mit Corona angesteckt haben, fallen beide Quarantänen weg.

Auf Anfrage der Zeitung wollte sich die Impfkommission nicht darüber äussern, ob der Unterschied zwischen den Quarantänen wissenschaftlich erläutert werden kann.

Reisequarantäne Kontaktquarantäne
Die Unterscheidung zwischen Kontaktquarantäne und Reisequarantäne ist fraglich. (Symbolbild) - Pixabay

Nach einer Anfrage des «Tagesanzeiger» beim BAG habe dieses die Informationen auf ihrer Webseite nun angepasst. Seit Freitag fehlt nun die Begründung, wieso Geimpfte auch in Zukunft in Reisequarantäne müssten.

Reisequarantäne war «eine politische Entscheidung»

Der Zeitung liegt zudem ein internes Protokoll von BAG-Experten vom letzten Herbst vor: Darin wird festgehalten, dass die Einführung von Quarantänelisten «eine eher politische Entscheidung» war. Weil momentan auf der ganzen Welt Reisequarantänen gelten, «müsste man sehr gut begründen, wieso man dies nicht tut».

Guy Parmelin Flughafen Corona
Bundespräsident Guy Parmelin blickt aus dem Fenster an einem Point de Presse über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Zürcher Wirtschaft, den Flughafen und den Tourismus, aufgenommen am Donnerstag, 15. April 2021 auf dem Flughafen in Zürich. - Keystone

Auf politischer Ebene wird der Druck auf die Reisequarantäne immer grösser. Die Tourismus- und Flugbranche fordert bereits eine gefühlte Ewigkeit Ausnahmen für Geimpfte, Genesene und Getestete.

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