Gemeinderat ratlos – Diese Zürcher Gemeinde will keine Asylsuchenden

In Henggart tut sich der Gemeinderat schwer, eine Unterkunft für Asylsuchende zu finden. Die Bewohnerinnen und Bewohner stellen sich quer.

Gemeinde Henggart
Blick auf die Gemeinde Henggart im Zürcher Weinland. (Archivbild) - Nau.ch / Simone Imhof

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Gemeinde Henggart ZH gibt es viel Widerstand gegen die Aufnahme von Asylbewerbern.
  • Mit mehreren Rekursen haben Anwohner den Bau einer neuen Asylunterkunft vorerst gestoppt.
  • Der Gemeindepräsident von Henggart sucht deshalb verzweifelt nach alternativen Lösungen.

In Henggart, einer kleinen Gemeinde im Kanton Zürich, herrscht Unruhe. Die Bewohner leisten Widerstand gegen den Bau einer neuen Asylunterkunft und zeigen wenig Bereitschaft, selbst Flüchtlinge aufzunehmen. Dies stellt die Gemeindeverwaltung vor eine grosse Herausforderung, wie der «Landbote» berichtet.

Ab dem 1. Juli sollte Henggart eigentlich 12 zusätzliche Asylbewerber aufnehmen. Doch der geplante Bau einer Unterkunft für diese Menschen stösst auf erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung: 34 Anwohner haben Rechtsmittel eingelegt und das Projekt damit vorerst gestoppt.

Ein Bundesgerichtsurteil von vor Kurzem könnte dabei auch noch zu Problemen führen. Darin wurde entschieden, dass die Zürcher Gemeinde Fällanden zu Unrecht in Eigenregie einen Kredit für die Anschaffung von Asylcontainern bewilligte. Ein Präzedenzfall, der auch Auswirkungen auf Henggart haben könnte.

Gemeindepräsident enttäuscht von fehlender Unterstützung

Andreas Wyler (GLP), Gemeindepräsident von Henggart, ist enttäuscht über die Situation und auch ein Stück weit verzweifelt. Die Gemeinde könne ja nicht einfach sagen, dass sie die Leute nicht aufnimmt, erklärt er gegenüber der Zeitung.

Gemeinde Henggart
Eine Strassenbeschilderung Richtung Henggart. (Archivbild) - Nau.ch / Simone Imhof

Die geplante Unterkunft sei so kostengünstig wie möglich geplant worden, somit gebe es eigentlich gar keinen Verhandlungsspielraum, so der Gemeindepräsident.

Doch wenn das Projekt zur Abstimmung kommt, muss der Gemeinderat eine Lösung präsentieren, die von der Mehrheit akzeptiert wird. Im Oktober erwartet Wyler zu den Rekursen seiner Bewohner den Beschluss des Bezirksrats.

Mangel an Wohnraum für Flüchtlinge

Die Gemeinde Henggart muss trotz des blockierten Projekts die vom Kanton vorgeschriebene Erhöhung der Aufnahmequote einhalten.

In einem Appell an die Bevölkerung bittet der Gemeinderat um Hilfe. Sollte jemand eine passende Unterkunft zur Verfügung stellen können, solle derjenige sich melden, steht im Mitteilungsblatt. Bisher hat sich jedoch fast niemand dazu bereit erklärt.

Währenddessen hat der Kanton bereits begonnen, Asylsuchende zuzuteilen. Auch Zwangszuweisungen sind schon erfolgt. Bis zum Beschluss des Bezirksrats muss der Gemeinderat daher wohl auf Übergangslösungen setzen.

So könnte etwa die Zivilschutzanlage ausgebaut werden. Allerdings dürfen dort nur alleinreisende Männer untergebracht werden.

Als weitere Option zieht Andreas Wyler laut «Landbote» Notunterbringungen in der lokalen Wylandhalle in Betracht. Dieses Mehrzweckgebäude dient eigentlich als Trainingshalle und Eventlokal. «Eine Unterbringung dort ginge natürlich zulasten des öffentlichen Lebens», sagt er.

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