Gen Z braucht jeden Abend zehn Hautpflegeprodukte

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Hier ein Serum, da eine Creme und dort ein Peeling: Für viele Junge ist Hautpflege ein regelrechtes Hobby. Eine Expertin warnt davor, zu übertreiben.

Hautpflege
Teenies werden auf Social Media von Influencerinnen und Influencern zu «unnötigen» Hautpflege-Regimes verführt. - Tiktok/@nadina_ioana

Das Wichtigste in Kürze

  • Influencerinnen und Co. werben auf den Sozialen Medien fleissig für Hautpflegeprodukte.
  • Im Trend: Eine koreanische Hautpflege-Routine, die aus zehn Schritten besteht.
  • Eine Haut-Expertin hält davon nichts – und warnt davor, zu viele Mittelchen zu benutzen.

«Hautpflege war lange einer meiner grössten Kostenpunkte», sagt die 16-jährige Dina H.* Bis vor Kurzem ging die Bernerin noch zur Schule – sie hatte ein Sackgeld von 40 Franken im Monat. «Davon gingen alle drei bis vier Monate 50 Franken für Cremen, Reinigungsprodukte und so weiter drauf.»

Dabei sei sie vor allem von Tiktok beeinflusst worden. «Da sind überall Hautpflege-Videos. Alle empfehlen irgendein anderes Produkt», erzählt sie. Tatsächlich ist Hautpflege auf der Plattform ein Riesen-Thema: Über 258 Milliarden Klicks hat der Begriff Englisch geschrieben.

Ein Trend: Die sogenannte «Ten Step Korean Skincare Routine» (Deutsch: koreanische Zehn-Schritte-Hautpflegeroutine), bei der man zehn Produkte benutzt. Die Mehrheit davon täglich – kauft man alle, blättert man schnell 200 Franken hin.

«Aggressive Werbung»

Für Teenager, die nur Sackgeld haben oder in der Lehre sind, ein happiger Betrag. Und dann gibt es auch noch spezielle Bürsten und Geräte, die die Haut reinigen sollen – Kostenpunkt: Zwischen 20 und 170 Franken.

Budgetberater Philipp Frei weiss aus seinen Beratungen, dass Junge oft viel für Kleidung, Coiffeur oder eben Pflege- und Kosmetikprodukte ausgeben. Dabei ist das Budget dafür nicht besonders gross: «Bei einem Lehrlingslohn von 1000 Franken empfehlen wir, maximal 60 für Coiffeur und Pflegeprodukte im Monat auszugeben.»

Für ihn ist klar: «Die aggressive Werbung auf Social Media für Lifestyle-Produkte ist ein Problem.» Junge würden vor allem von Influencern mit Werbung überhäuft werden.

Wie wichtig ist Ihnen Ihre Haut?

Das beobachtet auch die Zürcher Dermatologin Dr. Liv Kraemer, die selbst auf Social Media (@drliv auf Instagram) über Hautpflege aufklärt. Teenager würden von Youtube-Stars und selbsternannten Haut-Expertinnen und -Experten stark beeinflusst und zu unnötigen Haut-Regimes verführt. «Zum Beispiel wird einer Elfjährigen eingeredet, Augencreme und jeden Tag Masken zu benutzen.»

Die Folge der Influencer-Werbung: «Alle Teenies benutzen viel zu viele Produkte und Geräte.» Das sei reine Zeit- und Geldverschwendung.

Zwei bis drei Schritte reichen

Auch von der Zehn-Schritte-Routine hält sie gar nichts. «Wer hat schon Zeit und Lust, sich so lange im Badezimmer aufzuhalten, wenn zwei bis drei Schritte gleich effektiv sind?»

Angesagt ist: «Je weniger, umso besser.» Wichtig sei, dass man Produkte mit korrekten Inhaltsstoffen in korrekter Reihenfolge anwende.

Schritt eins am Morgen: «Definitiv das Gesicht waschen, nicht mit Wasser allein, sondern mit einem Reiniger. Am besten einem mit aktiven Inhaltsstoffen wie AHA.» Schritt zwei: «Sonnenschutz.»

Am Abend rät die Expertin, wieder das Gesicht zu waschen – aber vorher noch allfälliges Make-up zu entfernen. «Und dann einen aktiven Inhaltsstoff wie Fruchtsäure oder Retinol.»

Oder: «Einfach nur eine leichte Basispflege mit Inhaltsstoffen wie Bifidofermenten, Lactobacillus Lysaten oder Niacinamiden.»

Auch die 16-jährige Dina braucht inzwischen nur noch wenige Produkte. Ihr Budget wird dadurch merklich entlastet – «und auch meine Haut ist besser geworden.»

*Name der Redaktion bekannt

Kommentare

User #3949 (nicht angemeldet)

Finde den Titel total daneben. Immer dieses Schubladisieren. Meine Mädels gehören mit 19 und 21 Jahren beide zur besagten Generation und keine von beiden schmiert sich Tonnenweise von dem chemischen Mist ins Gesicht. Schlecht, wenn die Medien dieses plolarisierende Generationendenken auch noch fördern.

User #3563 (nicht angemeldet)

Morgens um halb 6 habe ich nicht die Zeit mir den "Nachtkleister" runter zu schaben....

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