Genfer Polizei soll Fotografen geschlagen haben
Ein Polizist der Genfer Polizei soll einen Fotografen geschlagen haben. Interne Ermittlungen wurden angekündigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Genfer Polizist soll einen Fotografen geschlagen haben.
- Letzterer habe über eine unbewilligte Demonstration berichtet.
- Dabei sei er von einem Schlagstock getroffen worden.
Die Genfer Polizei steht nach einem Einsatz vor einem besetzten Haus im Pâquis-Quartier in der Kritik. Ein Polizist soll einen Fotografen zweimal mit dem Schlagstock geschlagen haben. Die Behörden kündigten eine interne Untersuchung an.
Aktivisten hatten das seit zwei Jahren leerstehende Gebäude am Donnerstag für kurze Zeit besetzt. Nach eigener Aussage wollten sie für das Recht auf bezahlbare Wohnungen und gegen Immobilienspekulation demonstrieren. Noch am selben Tag schritt die Polizei zur Räumung.
Der Fotograf habe für die Zeitung «Tribune de Genève» über eine unbewilligte Demonstration zur Unterstützung der Besetzerinnen und Besetzer berichtet, schrieb die Organisation «Reporter ohne Grenzen» (RSF) am Freitag.
Presseausweis wurde zu Boden geworfen
Dabei wurde er den Angaben zufolge von einem Schlagstock getroffen. Der Mann habe darauf verwiesen, dass er als Medienschaffender da sei, und habe seinen Presseausweis gezeigt. Dieser sei ihm aus den Händen gerissen und zu Boden geworfen worden. Daraufhin habe die Polizei den Fotografen aus dem abgesperrten Bereich gedrängt.
RSF verurteilte das Vorgehen der Genfer Polizei im Communiqué aufs Schärfste. Medienschaffende müssten in der Lage sein, aus nächster Nähe über die Auflösung einer Demonstration und die Arbeit der Polizei zu berichten. Man erwarte von der Polizei, dass sie die notwendigen Schritte unternehme, damit sich solche Übergriffe nicht wiederholten.
Nach dem Polizeieinsatz war auch anderweitig Kritik laut geworden. Auch ein Politiker soll einen Schlag mit dem Schlagstock abbekommen haben. Aus dem linken Lager wurde kritisiert, die Genfer Kantonsregierung hätte den Dialog suchen sollen.
Die für interne Untersuchungen zuständige Abteilung l'Inspection générale des services (IGS) werde den Anschuldigungen nachgehen, hiess es am Freitag von den Genfer Behörden.
Ein Polizeisprecher sagte seinerseits, die Möglichkeiten der Polizei seien eingeschränkt gewesen. Wegen Schaulustigen und der Nähe zu Wohnhäusern habe man weder Tränengas noch Gummigeschosse einsetzen können.
20 Personen wurden bei Einsatz festgenommen
Nach Aussage des Sprechers entstand aufseiten der Polizei ein Sachschaden von mehreren Zehntausend Franken. Dies, weil Mitarbeitende der Polizei mit Farbbeuteln und Lebensmitteln beworfen worden seien.
Bei dem Polizeieinsatz waren insgesamt 20 Personen festgenommen worden. Der Besitzer des Gebäudes an der Rue Royaume hat Anzeige gegen die Besetzerinnen und Besetzer eingereicht.
Das Haus war im Januar 2021 durch ein Feuer verwüstet worden. Gemäss Westschweizer Medien hatten dort zuvor zahlreiche Menschen, die meisten von ihnen Sans Papiers, unter prekären Bedingungen gelebt.