Geschnappt! Europaweit gesuchter Mafioso arbeitet in Walliser Beiz

Redaktion
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Sion,

Im Januar verhaftet die Polizei in Sitten einen gesuchten Mafioso aus Neapel. Der Mann war aus Italien in die Schweiz geflüchtet und im Wallis untergetaucht.

Sion Mafia
Ein europaweit gesuchter Mafioso aus Neapel arbeitete mehrere Monate in einem Restaurant in Sitten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der neapolitanische Mafioso Oscar Pecorelli wurde Ende Januar im Wallis verhaftet.
  • Fast sieben Monate lang arbeitete er unauffällig in einem Restaurant in Sitten.
  • Zuvor war er mit gefälschten Papieren über Aosta in die Schweiz geflüchtet.

Am 24. Januar kam es im Wallis zur Festnahme eines 46-jährigen Italieners. Es handelte es sich um eine grössere Figur aus der neapolitanischen Mafia: Oscar Pecorelli.

Recherchen von RTS zeigen nun: Der Italiener lebte in Sitten, wo er in einem Restaurant arbeitete. Er war insgesamt sieben Monate flüchtig und wurde mit einem europäischen Haftbefehl gesucht.

Flucht über Aosta und Martigny

Pecorelli gehört in Neapel der Führungsriege der Pecorelli-Gruppe an. Bei dieser handelt es sich um einen Zweig des Lo-Russo-Clans, dessen Zweige sich alle gegenseitig bekämpfen. Der Lo-Russo-Clan gehört zu den mächtigsten und gewalttätigsten Gruppen innerhalb der neapolitanischen Mafia.

Pecorelli wurde von den Behörden für eine Reihe von Verbrechen verfolgt, darunter etwa: Mord, Erpressung, Körperverletzung, Drohung sowie illegaler Waffenbesitz und Drogenhandel.

Hast du dich schon mit der Mafia beschäftigt?

Doch wie landete der 46-Jährige in der Schweiz?

Am 26. Juni führt die italienische Polizei einen Grosseinsatz gegen den Lo-Russo-Clan durch. Rund 30 Mitglieder werden festgenommen – doch Pecorelli bleibt unauffindbar.

Nach RTS-Informationen finden Ermittler aber schnell Hinweise darauf, dass er in die Schweiz geflüchtet ist: Mit gefälschten Ausweispapieren reist Pecorelli zunächst nach Turin, dann über Aosta und Martigny nach Sion.

Dort lebt er alleine und arbeitet in einem Restaurant.

Fast sieben Monate in Sion

Nach fast sieben Monaten kommt es Ende Januar zur Festnahme. Die Bundesjustizbehörde führt die Operation aufgrund eines Antrags aus Italien durch. Pecorelli wird am 30. Januar den italienischen Behörden übergeben. Das Auslieferungsverfahren ist abgeschlossen.

Die meisten Menschen, mit denen er in Sion Kontakt hatte – einschliesslich des Restaurantbesitzers – wurden unterdessen von der Polizei befragt. Sie scheinen jedoch nichts mit Pecorellis Flucht zu tun gehabt zu haben.

Bisher haben weder die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis noch die Bundesstaatsanwaltschaft bekannt gegeben, ob Komplizen identifiziert oder im Zusammenhang mit diesem Fall befragt wurden. Laut RTS ist es nicht zu weiteren Verhaftungen im Wallis oder anderswo in der Schweiz gekommen.

Wallis bei Flüchtigen beliebt

Wieso aber landet ein Mafioso seines Kalibers in der Schweiz? Antworten liefert die unabhängige Journalistin Madeleine Rossi im Westschweizer Fernsehen. Für sie ist die Schweiz als Fluchtort keine Überraschung.

«Die Mafiosi, ob auf der Flucht oder nicht, wählen ihr Ziel nicht zufällig aus. Sie werden von Anfang an unterstützt und orientiert und wissen genau, wohin sie gehen müssen», sagt Rossi.

«Das Wallis steht zusammen mit dem Tessin und Graubünden auf dem Podium der Kantone, die am stärksten von der Mafia betroffen sind.» Die kalabrische 'Ndrangheta habe einen hohen Anteil, die neapolitanische Camorra und die sizilianische Cosa Nostra einen geringeren, erklärt die Journalistin.

Das Wallis stelle «einfaches und schnell zugängliches» Einfallstor für italienische Flüchtlinge dar. So auch für Oscar Pecorelli.

Blutiger Machtkampf in Neapel

In dessen Heimat Neapel führt der Lo-Russo-Clan «Bruderkriege mit anderen Clans», sagt Journalistin Rossi. Dabei geht es um die Kontrolle über mehrere Viertel.

Oscar Pecorelli gehöre «zum harten Kern» des Clans. «Er ist eine sehr gefährliche Person, die in Neapel sehr viele Gewalttaten begangen hat», so Rossi. Pecorelli ist ein gleichnamiger Cousin des Bosses der Pecorelli-Bande, der in Untersuchungshaft sitzt.

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Kommentare

User #2912 (nicht angemeldet)

Was, nur einer? Es hat dort noch viele.

User #5289 (nicht angemeldet)

Schein ein netter Typ zu sein. Sicherlich weniger kriminell als Ursi und viele in Bern.

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