PCB-haltige Farbe in Ställen kann Kühe und ihr Fleisch kontaminieren. Die Bauern melden sich aber kaum für die freiwilligen Kontrollen.
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In Kuhställen kann der giftige Stoff PCB in der Farbe vorkommen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Kantone bieten Bauern an, die Ställe günstig auf PCB zu testen.
  • Dieser giftige, krebserregende Stoff kann die Tiere und ihre Produkte kontaminieren.
  • Doch nur wenige Landwirte meldeten sich für die Kontrolle, wohl wegen möglicher Kosten.
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Vielerorts wurden in der Vergangenheit beim Bauen von Gebäuden giftige Stoffe verwendet. Neben dem berühmten Asbest ist auch polychloriertes Biphenyl (PCB) ein Beispiel. Dieser krebserregende Stoff wurde in den 50er-Jahren verwendet, 1986 wurde er verboten. Doch noch heute kommt er beispielsweise in Kuhställen vor und kann das Fleisch vergiften.

Wie der «Beobachter» berichtet, haben die Kantone Luzern und Schaffhausen deswegen Messkampagnen gestartet. Mit überschaubarem Erfolg wegen fehlenden Interesses der Bauern.

2014 wurde bei einer Stichprobe im Bündnerland PCB-verseuchtes Fleisch entdeckt. Der Chemiker Markus Zennegg fand heraus, dass im Stall PCB-haltige Farbe verwendet worden war. Dem Beobachter sagte er 2018: «Ein einzelner Farbsplitter kontaminiert eine ganze Kuh.»

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In den 1950er-Jahren wurde die krebserregende Industriechemikalie PCB oft verwendet, noch heute findet sich PCB-haltige Farbe in einigen Ställen.
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Der giftige Stoff kann in tierische Produkte gelangen.
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Trotzdem wollen viele Bauern ihre Höfe nicht testen lassen – wohl aus Angst vor den möglichen Kosten.
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Denn eine Sanierung eines Stalles nach einem PCB-Fund kann 100'000 Franken kosten, der Bund übernimmt 75 Prozent davon.

Ein Jahr später wurde in der nationalen PCB-Strategie gewarnt, dass der Stoff in älteren Ökonomiegebäuden der Landwirtschaft vorkommen könne. Dadurch könne es zu Überschreitungen der Grenzwerte in tierischen Lebensmitteln kommen. Seither führt der Bund bei tierischen Produkten Stichproben durch. Mehr ist aber nicht passiert.

Sanierungskosten von 100'000 Franken können anfallen

Die Kantone Luzern und Schaffhausen starteten deswegen die Messkampagne: Bauern können ihre Ställe freiwillig und günstig oder gar kostenlos auf PCB testen lassen. Im Kanton Luzern meldeten sich aber bloss 16 Landwirte, es wurde mit 50 bis 70 gerechnet. Im Kanton Schaffhausen gab es gar bloss zwei Freiwillige.

Isst du Fleisch?

Chemiker Markus Zennegg findet dies «ernüchternd» und sagt: «Das Prinzip Freiwilligkeit funktioniert offensichtlich nicht.» Eine rechtliche Grundlage, die Landwirte zum Test zu verpflichten, fehle aber auf Bundesebene. Dies sagt der Luzerner Kantonschemiker Silvio Arpagaus.

Den Grund, weshalb die Bauern ihre Höfe nicht testen wollen, vermutet Kurt Seiler vom Interkantonalen Labor Schaffhausen bei den Kosten. Denn wenn PCB nachgewiesen wird, fällt eine Sanierung an, die gut 100'000 Franken kosten kann. Der Bund übernimmt zwar 75 Prozent davon, doch auch 25'000 Franken sind viel.

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