St.Gallen verbietet Fleischverkauf – Bauern bangen um Existenz
St.Galler Bauern bangen wegen des Fleischverkaufsverbots um die Existenz. Der Bauernverbandspräsident ist mit Überbrückungskrediten nicht einverstanden.
Das Wichtigste in Kürze
- Fünf St.Galler Bauernbetriebe dürfen Fleisch wegen zu hoher PFAS-Werte nicht verkaufen.
- Sie müssen mit Ertragsausfällen rechnen und um ihre Existenz bangen.
- Der Kanton prüft Unterstützungsmassnahmen.
Wegen zu hoher PFAS-Werte in den Böden dürfen fünf Bauernbetriebe im Kanton St.Gallen ihr Fleisch nicht mehr verkaufen. Dies teilte der Kanton am Mittwoch mit, die Bauern wurden am Freitag informiert und müssen nun bangen.
Die meisten Betriebe wussten nichts von den Probeentnahmen, wie «TVO» berichtet. Sie seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Man habe keinen Kontakt zu den Bauern aufnehmen dürfen, bis man selbst mehr gewusst habe, sagt Bruno Inauen. «Die Bauern fühlen sich entsprechend alleine gelassen», so der Leiter des Landwirtschaftsamts.
«Es kam völlig unvorbereitet», sagt Peter Nüesch, der Präsident des kantonalen Bauernverbands. Für die betroffenen Landwirte sei es gravierend, da sie ihr Produkt ab sofort nicht mehr verkaufen dürften. Dies könne zu einem enormen Ertragsausfall führen. Und das könne wiederum eine Bedrohung der Existenz darstellen.
Auch Inauen sagt: «Die Bauern sehen ihr Lebenswerk dahinschwinden.» Zwei Betroffene hätten ihm gesagt, sie würden bloss noch Abfall produzieren. Er spricht von einer Ohnmachtssituation: Die Böden seien verseucht und führten zu einem schlechten Produkt.
Bauernverbandspräsident: Überbrückungskredite reichen nicht
Der Kanton St.Gallen prüft nun, wie er die Betroffenen unterstützen kann. Er sei bereit, zu ähnlichen Massnahmen wie während der Pandemie zu greifen. Dies sagt Regierungsrat Beat Tinner.
Bauernvertreter Nüesch reichen Überbrückungskredite aber nicht aus, denn es sei keine Frage der Liquidität. «Es ist ein Schaden entstanden. Da gilt es sofort zu handeln und zu entschädigen.» Er betont, dass die Betriebe unverschuldet in die Situation geraten seien und nichts falsch gemacht hätten.
Der Kanton vermutet, dass die «per- und polyfluorierten Alkylverbindungen» (PFAS) durch Dünger in die Böden gelangten. So durfte bis 2006 Klärschlamm aus Abwasserreinigungsanlagen auf Landwirtschaftsflächen verwendet werden. PFAS stellen für Menschen ein mögliches gesundheitliches Risiko dar.