Google Maps führt Autofahrer auf Waldweg – «nicht sicher»
Die angeblich schnellste Route ist nicht immer die beste. Bei der Navigation mit Google Maps ist Vorsicht geboten. Doch die App hat auch Vorteile.
Das Wichtigste in Kürze
- Google Maps führt Autofahrende zum Teil auf abenteuerliche Routen im Nirgendwo.
- Der TCS sagt: Die Routen seien nicht immer sicher, die Stauumfahrung oft nicht ratsam.
- Google ruft zur Fehlermeldung auf, um die Navigation zu verbessern und sicherer zu machen.
«Plötzlich bin ich irgendwo im Nirgendwo!» Ein Nau.ch-Reporter ist kürzlich von Bern ins aargauische Wynental unterwegs. Dabei vertraut er bei der Navigation auf Google Maps – und verirrt sich beinahe.
Google Maps will sich nämlich nicht an die anfangs festgelegte Route halten, will immer wieder eine angeblich schnellere Route wählen. So lotst das Programm ihn bereits bei Wangen an der Aare BE von der Autobahn – sieben Ausfahrten zu früh!
Denn: Google will den Stau umfahren, wählt eine Feldstrasse neben der Autobahn. Schneller geht es dort (man darf und kann 80 Kilometer pro Stunde fahren) tatsächlich voran. Als Nicht-Ortskundiger fehlt einem aber jegliche Orientierung. Wegweiser und Strassenschilder kann man vergessen.
Nau.ch-Reporter landet auf unbekanntem Terrain
Richtig abenteuerlich wirds dann aber erst im Kanton Aargau. Eigentlich wäre das Ziel via Hauptstrassen zu erreichen. Doch Google Maps lotst den Reporter über Strassen, die durch einen Wald und über einen Hügel führen.
Auch ein anderer Nau.ch-Redaktor lernt kürzlich die Tücken von Google Maps kennen. Im Kanton Freiburg landet er plötzlich im Fahrverbot. Dort einen Parkplatz finden? Unmöglich.
Ist die Navigation von Google Maps wirklich so schlecht? Nau.ch hat beim TCS nachgefragt. Dieser weist mit Hinblick auf die Beispiele darauf, dass die Routenvorschläge «nicht immer sicher» seien.
Google Maps ist in städtischen Gebieten besser als Navi
Die Vor- und Nachteile der Navigationsapp halten sich aber in etwa die Waage. Das zeigt das Feedback des TCS-Experten für Test und Technik, Erich Schwizer.
Er lobt: «Die App selbst ist kostenlos. Wer bereits ein Smartphone hat, braucht kein zusätzliches Gerät.»
Doch er warnt: «Allerdings werden beim Gebrauch von Smartphone-Apps Nutzerdaten erzeugt und übertragen.»
Zudem müssten jene aufpassen, die über keinen unlimitierten Datentarif verfügen und im Ausland Roaming-Kosten berappen müssen, so der Experte. Wer die Karten nicht im Voraus herunterlädt, bezieht diese nämlich direkt beim Gebrauch der App via Mobilfunk.
Ob Google Maps oder ein klassisches Navi besser ist, hänge stark vom Einsatzort ab. «In dichtbesiedelten oder verkehrsreichen Gebieten ist Google Maps oft aktueller als das installierte Kartenmaterial in klassischen Navigationssystemen. Abgelegene Gebiete können aber ebenfalls zwei bis drei Jahre alt sein», so Schwizer.
Zudem könne es vorkommen, dass es aufgrund von Bahnübergängen, Traktoren, Tieren oder verkehrsberuhigten Zonen langsamer vorwärtsgeht als geplant. «Oder dass man auf ein Fahrverbot trifft und umdrehen muss.» So wie es das Nau.ch-Beispiel zeigt.
Umfahren von Stau ist oft kontraproduktiv
Und ist die schnellste Route bei der Navigationsapp tatsächlich immer die beste? Erich Schwizer erklärt: «Bei Google Maps werden Standortinformationen fahrender Google-Nutzer sofort verarbeitet, um Staus und stockende Verkehrsflüsse zu erkennen.»
Wenn aber zu viele Verkehrsteilnehmende die Route ändern, dauere es oft nicht mehr lange, bis auch die Alternativroute überlastet sei.
«Letzteres wird zwar von Google Maps ebenfalls bemerkt», so Schwizer. Nochmals umkehren, sei dann aber oft nicht mehr sinnvoll. «Sodass der Gedanke aufkommt, dass es vielleicht doch sinnvoller gewesen wäre, auf dem ursprünglich gewählten Weg zu bleiben.»
Er bilanziert daher: «Versuche, mit dem Navigationssystem und seinen Anweisungen eine Zeitersparnis zu suchen, können oft kontraproduktiv sein – auch mit Google Maps.» Der TCS empfiehlt, stattdessen die Staumeldungen im Radio zu beachten und bei einer Verspätung allenfalls via Freisprecheranlage zu telefonieren.
«Vom geplanten Weg abzuweichen ist höchstens dann sinnvoll, wenn man grossräumig umfahren kann», so Schwizer. Oder wenn man seinen Zeitplan ändert und dafür den Erlebniswert der Route vergrössere. «Indem man die Landschaft geniesst oder auf einem Freizeitausflug einen Zusatzhalt in einem gemütlichen Gartenrestaurant einlegt.»
Google ruft zum aktiven Fehler-Melden auf
Nau.ch hat auch Google um Stellung gebeten. Die Schweizer Medienstelle erklärt: «Die vorgeschlagenen Routen in Google Maps basieren auf mehreren Faktoren, einschliesslich der von Städten und anderen Behörden bereitgestellten Strassenbezeichnungen.»
Für die Aktualisierung der Karten und der Wegbeschreibungen greife man auf verschiedene Quellen zurück: «Darunter Daten von Drittanbietern, Informationen von lokalen Behörden, Beiträge aus der Google Maps-Community sowie Street View und Satellitenbilder.»
Potenzielle Fehler könnten direkt online gemeldet werden. «Google prüft alle Angaben und nimmt Anpassungen vor, falls ein Fehler vorliegen sollte», verspricht das Unternehmen. Fehler aktiv zu melden, sei der «einfachste Weg, um zu einer besseren Navigation und sicheren Reise für alle beizutragen».