Gottfried W. Locher: «Corona lässt sich nicht wegbeten»
Gottfried W. Locher hält nichts von den Behauptungen, dass das Coronavirus wegbetbar sei. Er erinnert Evangeliken daran, dass auf der Welt die Fakten regieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Gottfried W. Locher ruft die Christen in Corona-Zeiten zu Solidarität auf.
- Er will zudem, dass die Kirchen bald wieder zugänglich sind.
- Zugleich sagt er, dass das Coronavirus nicht einfach weggebetet werden könne.
«Kirchen sind Kraftorte. Und Kraftorte brauchen wir jetzt erst recht», sagte Gottfried W. Locher im Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Der oberste Reformierte hofft, dass der Bundesrat die Kirchen so schnell wie möglich wieder öffnen werde. Natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln. Das ginge vielerorts ohne Probleme.
Gottfried W. Locher: «Glaube steht nicht über dem Faktischen»
Kein Verständnis hat der 53-jährige, wenn Evangeliken oder ein katholischer Weihbischof behaupten, der Glaube stehe über dem Corona-Virus: «Auf dieser Erde regieren Fakten. Corona lässt sich nicht wegbeten.»
Selbst der Glaube Jesu sei nicht über dem Faktischen gestanden, wie die Karfreitagsgeschichte zeige. «Jesus ist am Kreuz umgebracht worden, real und brutal.»
Untätigkeit mit Darwinismus gleichzustellen
Der ordinierte Pfarrer appellierte zur Solidarität mit Alten und Kranken. Untätigkeit in diesem Fall sei alles andere als Demut. Eher Darwinismus, wonach die Fittesten überleben würden, viele Alte und Schwache nicht.
«Das ist das Gegenteil von Solidarität. Handeln ist unsere Pflicht.»
Locher hat dennoch eine frohe Osterbotschaft: Was die Menschen jetzt erlebten, sei nicht das Ende, sagte er. Die Situation werde irgendwann vorbei sein, wie auch das eigene Leben.
Danach gehe es weiter. Dann erst werde man zu dem, was man eigentlich sei. «Der Tod hat nicht das letzte Wort. Corona auch nicht.»