Gutachter: Messerstecherin von Lugano in Schuldfähigkeit beeinflusst

Keystone-SDA
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Bern,

Heute ist der erste Prozesstag gegen eine mutmassliche IS-Sympathisantin. Die Schuldfähigkeit ist einem Gutachter zufolge mittelgradig beeinflusst.

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Das Bundesstrafgericht in Bellinzona. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 2020 griff eine Frau in Lugano zwei Frauen mit einem Messer an. Nun steht sie vor Gericht.
  • Einem Gutachter zufolge ist die Schuldfähigkeit der Täterin mittelgradig beeinflusst.
  • Die Angeklagte leide unter einer psychotischen Störung, ähnlich einer Schizophrenie.

Im Prozess gegen die Täterin der Messerattacke von Lugano hat am Montagnachmittag einer von zwei psychiatrischen Gutachtern ausgesagt. Er gab an, dass die Schuldfähigkeit der Angeklagten mittelgradig beeinflusst war und die Frau unter einer psychotischen Störung leidet, welche der Schizophrenie ähnelt.

Die 29-Jährige wird des mehrfachen versuchten Mordes und der Widerhandlung gegen das IS-/Al-Kaida-Gesetz beschuldigt. Die Psychose der Angeklagten sei schon 2017 festgestellt worden, fuhr der Psychiater fort.

Die mentale Störung der jungen Frau sei einer Schizophrenie ähnlich und habe sicherlich auch am Tag des Attentats bestanden, jedoch sei die Tat nicht als Resultat eines psychotischen Schubs zu verstehen, erklärte der Arzt. «Die Attacke war keine impulsive Handlung.»

Psychiater: Risiko eines Rückfalls mittelhoch

Das Rückfälligkeitsrisiko stufte der Psychiater als mittelhoch ein. Als Therapie schlug er eine mindestens drei Jahre dauernde Behandlung in einer geschlossenen Anstalt vor.

Neben der psychotischen Störung sei bei der Beschuldigten auch eine leichte geistige Zurückgebliebenheit diagnostiziert worden, und zwar bereits im Alter von drei Jahren, erklärte er weiter. Die Oberstufe der obligatorischen Schulzeit habe die Angeklagte nicht abgeschlossen. Neben Lernschwierigkeiten leide die 29-Jährige auch unter einer mangelnden Fähigkeit, Beziehungen zu knüpfen.

Insgesamt zeigte sich der Psychiater nicht sehr optimistisch, was die gesundheitliche Entwicklung der Angeklagten betrifft. Gewisse Aspekte hätten sich seit der Messerattacke noch verstärkt, hielt der Arzt fest. Er bezweifelte vor Gericht, dass die Beschuldigte mithilfe einer Therapie eine bessere Urteilsfähigkeit entwickeln könne.

Die Messerattacke in Lugano

Die 29-jährige Tessinerin hat laut Anklage im November 2020 in Lugano zwei Frauen mit einem Messer attackiert und sich dabei auf den Islamischen Staat berufen. Ausserdem soll sich die Frau zwischen 2017 und 2020 ohne Anmeldung bei den Behörden prostituiert haben.

Gemäss Anklageschrift der Bundesanwaltschaft (BA) soll sich die im Tessin wohnhafte Frau vor der Tat in der Haushaltswarenabteilung des Warenhauses Manor in Lugano von einer Verkäuferin ein scharfes Brotmesser empfehlen haben lassen. Dann stach sie damit auf zwei zufällig ausgewählte Frauen ein. Die Klinge des gezackten Brotmessers sei 21 Zentimeter lang, heisst es in der Anklageschrift weiter. Beide Frauen wurden bei der Messerattacke verletzt.

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