Gynäkologin warnt vor trinkenden Mami-Influencerinnen
Alkohol während der Schwangerschaft? Gar nicht so schlimm. Zumindest wenn es nach einigen Mami-Bloggerinnen geht. Eine Expertin warnt vor Falschinformationen.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf Tiktok hält sich der Glaube, wenig Alkohol während der Schwangerschaft sei harmlos.
- Eine Expertin warnt jedoch vor gefährlichen Falschinformationen auf Social Media.
- Fakt ist: Es gibt keine genaue Mengenangabe, ab der eine Schädigung des Babys eintritt.
Für viele werdende Mütter sind Tiktok und Co. Anlaufstelle für Ratschläge. Mami-Influencerinnen teilen dort ihre Erfahrungen und witzeln über das Muttersein. Dabei zielt der Humor manchmal über die Grenze des guten Geschmacks hinaus – und das kann gefährlich werden.
Konkret: Auf Plattformen wie Tiktok hält sich hartnäckig der Glaube, Alkohol während der Schwangerschaft sei kein Problem. Oder zumindest kein grosses.
So scherzt eine Mutter darüber, wie übervorsichtig sie während der ersten Schwangerschaft gewesen sei: Keine Charcuterie, kein nicht pasteurisierter Käse und natürlich keinen Tropfen Alkohol habe sie sich gegönnt.
Die Pointe des Comedy-Videos? Je öfter sie schwanger war, desto mehr Alkohol habe sie während der Schwangerschaft getrunken. Ganz nach dem Motto: Beim letzten Mal hatte das Baby ja auch keine Schäden.
Mütter verteidigen ihren Alkoholkonsum während Schwangerschaft
Eine andere zitiert ihren Arzt, er habe ihr gesagt, sie dürfe nur ein Glas Wein trinken. Im Video zeigt sie sich dann, wie sie eine ganze Flasche Wein in ein Glas leert. Das ganze versieht sie mit den Hashtags #schwangertrinken #kümmerteuchumeureangelegenheiten.
Auch in den Kommentarspalten finden sich immer Frauen, die ihren Alkoholkonsum während der Schwangerschaft verteidigen.
Eine Userin schreibt: «Es überrascht mich, wie viele Leute nicht verstehen, dass es völlig bedenkenlos ist, manchmal ein Glas Wein zu trinken.»
Gynäkologin warnt vor Schwangerschafts-Fake-News auf Tiktok
Posts wie diese bereiten der Zürcher Gynäkologin Tina Bernardi Sorgen. Sie warnt bei Nau.ch: «Diese Verharmlosung, zum Beispiel über Social Media, kann dazu führen, dass der Verzicht auf Alkohol unwichtig oder übertrieben erscheint.»
Gefährlich: «Heutzutage haben Influencer für viele Menschen Vorbildfunktion. Die Informationsbeschaffung erfolgt über das Internet. Durch solche Falschinformationen besteht ein hohes Risiko, dass Schwangere sich nicht an den Alkoholverzicht halten.»
Denn die Realität bleibt: Trinkt eine werdende Mutter Bier, Wein oder noch Hochprozentigeres, setzt sie ihr Kind einem Risiko aus.
«Es gibt keine genaue Mengenangabe, ab der eine Schädigung des Kindes eintritt», erklärt Bernardi. «Aber eine Studie konnte 1992 zeigen, dass es bereits ab einem Glas Wein täglich zu erkennbaren Schäden beim Kind kommt.»
Die Expertin appelliert deshalb an werdende Mamis: «Frauen sollten sicherheitshalber während der gesamten Schwangerschaft auf Alkohol verzichten.»
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft erhöhe das Risiko für Tot-, Fehl- und Frühgeburten, körperliche Behinderungen, geistige Entwicklungsstörungen und Wachstumsverzögerungen.