«Handy und Kleinkind sollten nicht im gleichen Raum sein»
Sind Mami und Papi ständig am Handy, sendet das Kleinkindern falsche Signale – sind sie dabei, sollte es das Handy nicht sein, fordert ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Handy ist heute ständiger Begleiter – auch für junge Eltern.
- Doch ein Experte mahnt zur Vorsicht. Gerade Kleinkindern sende das falsche Signale.
- Er rät deshalb: «Handy und Kleinkind sollten nicht im gleichen Raum sein.»
Was soll ich am Abend kochen? Wann ist der Gemüseladen in der Nähe geöffnet? Regnet es morgen? Und gibt es etwas Neues auf Social Media?
Alles Fragen, die wir uns so oder ähnlich immer wieder stellen – und die uns unser Smartphone gerne beantwortet. Handys sind längst zu unseren ständigen Begleitern geworden. So geht das auch den meisten jungen Eltern.
Doch sie sollten etwas mehr Vorsicht walten lassen als andere, findet der pensionierte Kinderpsychologe Karl Dülli-Loher. Denn: Sind Mami oder Papi oft in Anwesenheit ihres Kleinkindes am Handy, sendet ihm das die falschen Signale.
«Viele junge Eltern geben sich häufig nur halbwegs mit ihren Kindern ab. Die Aufmerksamkeit liegt oft zumindest teilweise beim Handy», sagt er zu Nau.ch.
Kinder denken, Handy sei Beziehungspartner
Das Problem damit: «So wird den Kindern vermittelt, das Handy sei ein Beziehungspartner. Das kann ganz ungünstig enden», gibt er zu bedenken. Die Kinder sollten verstehen, dass das Handy eben nur ein Gerät ist – kein Mensch.
«Eltern sollten ihrem Kind die volle Aufmerksamkeit schenken», rät er deshalb und geht sogar noch weiter. «Handy und Kleinkind sollten im besten Fall nicht im gleichen Raum sein. Entweder das eine oder das andere, aber zusammen gehören sie nicht», so der Experte.
Kleinkinder seien noch sehr stark auf die Beziehung zu ihren Eltern angewiesen. Das macht auch rein biologisch Sinn: In der Natur stirbt ein Kleinkind, das nicht geliebt und versorgt wird. Entsprechend gross kann die Angst oder Sorge sein, wenn ein Dreijähriges sich nicht gesehen fühlt.
«Beim Kind kann der Eindruck entstehen, es habe stets nur die halbe Aufmerksamkeit der Eltern verdient. Es stellt sich vielleicht die Fragen: ‹Bin ich dem Mami zu wenig wichtig? Ist ihm das Handy wichtiger?›»
Dülli-Loher gibt aber zu bedenken, dass es schwierig sein kann, Handy und Kleinkinder völlig zu trennen. «Ich habe meine Kinder erzogen, als es noch gar keine Handys gab. Das ist eine Welt, in die ich keinen Einblick habe.»
Mami (39): Handy und Kleinkinder trennen «schlicht unmöglich»
Ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, Handy und Kinder strikt zu trennen, kann aber Nau.ch-Leserin Mina B.* Die 39-Jährige hat zwei Töchter im Alter von 4,5 und 1,5 Jahren.
«Das ist schlicht unmöglich, denn heutzutage läuft so viel über das Handy», sagt sie. Auch Dinge für die Kinder, wie Musik hören via Spotify. «Zudem wird ja von der Gesellschaft auch erwartet, dass man erreichbar ist. Da kann man das Handy schlecht den ganzen Tag in den Schrank sperren, wenn man mit den Kindern unterwegs ist.»
Es sei ihr aber durchaus klar, dass zu viel Handy-Konsum vor den Kindern nicht gut sei. Ein Dilemma, das wohl viele Eltern kennen. «Deshalb lege ich das Handy immer wieder bewusst zur Seite. Oder komme oft schlicht gar nicht dazu, Nachrichten zu checken.»
*Name der Redaktion bekannt