Härtester Knast der Schweiz vor dem Aus
Das erste kantonale Gefängnis Graubündens und der «strengste Knast» der Schweiz wird nach 200 Jahren in Rente geschickt. Knapp 3000 Quadratmeter auf dem Sennhof-Areal in Chur werden frei für die Umnutzung – mit noch offenem Ausgang.
Das Wichtigste in Kürze
- «S'Güggi» nannten die Churer den Sennhof, ein früher verbreiteter Dialektausdruck für Gefängnis.
- 33 Vollzugsplätze, 20 Plätze für Ausschaffungs- und vier für Untersuchungshäftlinge sind im Gefängnis am Rande der Altstadt untergebracht.
«S'Güggi» nannten die Churer den Sennhof, ein früher verbreiteter Dialektausdruck für Gefängnis. «Jedes Kind kennt den Sennhof in Chur», schreibt Regierungsrat Christian Rathgeb im Vorwort des Buchs «200 Jahre Bündner Strafvollzug», das letztes Jahr erschien; eineinhalb Jahre vor dem Ende des Sennhofs und dem Umzug des Gefängnisses in eine moderne neue Anstalt in Cazis in Mittelbünden.
33 Vollzugsplätze, 20 Plätze für Ausschaffungs- und vier für Untersuchungshäftlinge sind im Gefängnis am Rande der Altstadt untergebracht. Die Justizvollzugsanstalt im Schattenwurf des bischöflichen Hofes ist nicht aus einem Guss gebaut, sondern gewachsen aus einem Ensemble verschiedener Gebäude. Abgesessen werden dort auch langjährige Strafen.
Die ältesten Bauten stammen von Anfang des 17. Jahrhunderts. Der markante runde Turm bildet einen der letzten Reste der ehemaligen Churer Stadtmauer. Zunächst diente der Sennhof als Wohnhaus und landwirtschaftlichen Zwecken, zeitweise wurden dort Seifen hergestellt. 1817 kaufte der Kanton die Liegenschaft und führte sie als erste kantonale «Zuchtanstalt».
Auch der erste kantonale Verhörrichter, Baron Heinrich von Mont, hatte dort seinen Amtssitz. Bis 1995 stand das Gefängnis unter der Leitung der Staatsanwaltschaft, die heute noch Büros hinter den Mauern belegt und ebenfalls bald umziehen muss.
«Strengste» geschlossene Anstalt
Geführt wird die Strafanstalt seit sechs Jahren von einer Frau: Ines Follador-Breitenmoser. Unter ihrem Regime ist noch keinem Insassen die Flucht gelungen, obschon es Versuche gab. In die Schlagzeilen geriet das Gefängnis letztmals im September 2014, als ein Häftling in seiner Zelle Handtücher, Bettdecke und Matratze in Brand steckte. Der Vorfall ging glimpflich aus.
Der Sennhof ist neben dem Thorberg im bernischen Krauchtal nicht nur eines der ältesten Gefängnisse der Schweiz, sondern gilt überdies landesweit als «strengste» geschossene Anstalt. Die Enge bekommen Insassen zu spüren. Die Zellengrösse entspricht nicht mehr den heutigen Vorschriften. Statt minimal 12 umfassen sie im Schnitt lediglich 8,5 Quadratmeter.