Hat Krebs von Didier Burkhalter mit Stress zu tun?
Alt Bundesrat Didier Burkhalter erkrankte an Krebs. Nun wird spekuliert, ob das strenge Amt in der Landesregierung etwas mit seiner Krankheit zu tun hatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern gab alt Bundesrat Didier Burkhalter bekannt, an Krebs erkrankt zu sein.
- Hat sein Amt, in dem er die Woche mehr als 100 Stunden arbeitete, damit zu tun?
- Stress löst direkt keinen Krebs aus, so Spezialisten.
Alt Bundesrat Didier Burkhalter ist nach seinem Rücktritt an Krebs erkrankt. Dass Menschen gerade dann schwer erkranken, wenn sei ein wichtiges Amt, eine lange Karriere oder eine andere Belastung abgeben können, hört man immer wieder.
Auch Burkhalter sagte, die acht Jahre als Bundesrat seien eine stete Selbstüberwindung gewesen. «Ich habe bis zu 100 Stunden pro Woche gearbeitet, mit Reisen. Es passierte oft, dass ich Dossiers im Badezimmer las und zu irgendwelcher Zeit in der Nacht.»
Ist der Polit-Stress schuld?
Burkhalters Aussage führt zu der Frage: Können Druck und Stress Krebs auslösen? Stephan Eberhard, Spezialist für onkologische Rehabilitation, schüttelt den Kopf: «Stress ist laut aktueller Forschung keine direkte Ursache für Krebs.»
Stress, so der Spezialist, müsse nämlich nicht in jedem Fall als negativ empfunden werden. «Es gibt auch den sogenannten Eu-Stress, positiven Stress. Dann, wenn wir voll im Schuss sind, Freude haben an dem, was wir tun und auch Anerkennung dafür bekommen.»
Stress verändert das Immunsystem
Stress habe meist erst dann negative Wirkung auf den Körper, wenn er als negativ und bedrückend empfunden werde. «Dann kann es sein, dass er das Immunsystem verändert», so Eberhard.
Das Immunsystem ist es, welches mutierte Zellen erkennen und zerstören sollte, bevor sie zu einem bösartigen Tumor heranwachsen. Verändert sich das Immunsystem, steigt das Risiko, dass es mutierte Zellen nicht früh genug entdeckt.
«Sich aber im Nachhinein zu fragen, was man den hätte anders machen sollen, bringt nichts. Wichtig ist es, nach vorne zu schauen und wieder Boden unter den Füssen und Vertrauen in den Körper zu finden», sagt Eberhard. Er verbiete seinen Patienten die Frage «Warum» nicht – aber er rate ihnen, nicht zu viel Energie in sie zu investieren.
Geht Burkhalter jetzt in die Reha?
Was viele Krebspatienten nicht wissen: Nach der Erkrankung können sie entscheiden, ob sie in eine sogenannte Onkologische Rehabilitation gehen möchten.
«Vom Moment der Diagnose an ist die Agenda voll: Operation, Therapie, Angehörige, Ärzte – man ist in einer festen Struktur. Danach fallen viele in ein Loch. Plötzlich haben sie Zeit, nachzudenken.»
Um Menschen in diesem Moment aufzufangen. Ihnen psychisch und physisch zu helfen, neue Türen aufzustossen – dafür ist die Onko-Rehabilitation da.