Hermann-Hesse-Museum holt den Sohn aus dem Schatten des Vaters

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Collina d'Oro,

Heiner Hesse (1909-2003) ist der zweite Sohn des Literaturnobelpreisträgers Hermann Hesse (1877-1962). Diesem Sohn widmet das Hermann-Hesse-Museum in Montagnola eine Ausstellung: «Der Sohn Heiner Hesse – Rebell. Künstler. Pazifist.»

Heiner Hesse (1909-2003)
Heiner Hesse (1909-2003) war der zweite Sohn des Literaturnobelpreisträgers Hermann Hesse. (Symbolbild) - sda - Handout: Museo Hermann Hesse, Montagnola

Das Wichtigste in Kürze

  • Anlass für die Ausstellung ist der 20.

Jahrestag des Todes von Heiner Hesse; er ist am 7. April 2003 im Alter von 94 Jahren gestorben. «Heiner ist der einzige Sohn, der es wagte, den Konflikt mit seinem Vater zu suchen, er war ein Rebell», sagte Regina Bucher am Mittwoch gegenüber den Medien. Sie hat das Museum fast ein Vierteljahrhundert lang geleitet und ist Kuratorin der Ausstellung.

Mit der Schau will sie diesen, wie sie sagt wenig bekannten, Sohn würdigen, indem sie verschiedene Aspekte aus Heiner Hesses Leben präsentiert.

Er war fast zehn Jahre alt, als sich seine Eltern trennten. Der Vater zog ins Tessin, während er in ein Internat im Thurgau geschickt wurde. «Heiner Hesse hatte kein einfaches Leben», sagt Marcel Henry, der seit dem 1. Januar Direktor des Museums ist.

Einige Jahre später, mit 14, begann der Sohn gegen den Vater aufzubegehren. Heiner stellte die Lebensweise des Vaters in Frage und «er suchte die Diskussion über die Gesellschaft, die Politik und den Sinn des Lebens», ergänzte Bucher. Davon zeugt ein umfangreicher und aufschlussreicher Briefwechsel zwischen Vater und Sohn, von dem ein Teil in der Ausstellung zu sehen ist.

Im Laufe seines langen Lebens wurde Heiner seinem Vater immer ähnlicher. Doch diese Ähnlichkeit führte zu keinem einvernehmlichen Verhältnis, sondern zu weiteren Konflikten. In seinen späteren Jahren habe er damit gespielt, «indem er sich als Hermann Hesse mit Hut verkleidete», erzählte die Kuratorin.

Heiner war Maler wie sein älterer Bruder Bruno und Fotograf wie sein jüngerer Bruder Martin – doch wurde er weniger bekannt als die beiden. Darüber hinaus arbeitete er als Innenarchitekt und gestaltete Schaufenster für verschiedene Geschäfte, beispielsweise für Sprüngli; er organisierte Messen und Maskenbälle in der Deutschschweiz und er illustrierte Bücher. 1939 nahm er an der Landesausstellung in Zürich teil.

In Montagnola bei Lugano sind seine bisher unveröffentlichten Originalaquarelle und -zeichnungen ausgestellt. 1983 zog Heiner ins Tessin und richtete sich in einer alten Mühle in Arcegno in der Nähe von Ascona ein, um dort zu leben. Der bescheidenen, aber geschmackvollen Einrichtung sei der visuelle Auftritt der Ausstellung nachempfunden, so Bucher. Von Arcegno aus habe Heiner seinen Vater in der ganzen Welt bekannt gemacht.

Parallelen in Heiners und Hermann Hesses Leben sind das politische Engagement für den Frieden. Beide zeichneten sich durch «eine sehr tiefe Menschlichkeit» aus, sagte die Kuratorin. Während des Zweiten Weltkriegs musste Heiner in der Schweizer Armee dienen, später kämpfte er für eine Schweiz ohne Armee.

Nach dem Tod von Hermann Hesse im Jahr 1962 hat Sohn Heiner «mit Engagement und Verantwortung die Verwaltung seines Erbes» übernommen, wie es auf der Website des Museums heisst. 1997 wurde auf seine Initiative hin das Hermann-Hesse-Museum in Montagnola gegründet.

Die Kuratorin hatte Heiner persönlich bereits vor der Eröffnung des Museums kennengelernt. Bucher war damals von Berlin ins Tessin gezogen, um den Spuren von Hermann Hesse zu folgen. Sie beschrieb ihn als «sehr intelligent, humorvoll und immer freundlich».

Die Ausstellung wolle sie als Dialog zwischen Vater und Sohn verstanden wissen, so die Kuratorin. Zu den zahlreichen Exponaten gehören Fotos und Texte, die Hermann und Heiner Hesse sprechen lassen. Den Besucherinnen und Besuchern gesteht sie Gedankenfreiheit zu; sie sollen in die Gedankenwelt von Vater und Sohn eintauchen und frei interpretieren.

Die Ausstellung «Der Sohn Heiner Hesse – Rebell. Künstler. Pazifist.» dauert vom 22. April bis 22. Oktober. Eröffnet wird sie mit einer Lesung aus dem Briefwechsel in italienischer und deutscher Sprache. Mit der Vernissage soll zudem die langjährige Museumsdirektorin Regina Bucher verabschiedet werden.

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