Hinter Sugus-Kündigungen stecken Familienzoff und zwielichtiger Mann
In drei der zehn Sugus-Häuser in Zürich wurde allen Mietparteien auf Ende März gekündigt. Dahinter stecken ein Familienzoff und ein zwielichtiger Geschäftsmann.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 200 Bewohner müssen bis Ende März 2025 die Zürcher Sugus-Häuser verlassen.
- Die Eigentümerin, Regina Bachmann, wurde erst letztes Jahr von einem Gericht gerügt.
- Hinter ihrer Verwaltung steckt zudem ein Mann, dessen Firmen regelmässig Konkurs gehen.
Der Schock in Zürich sitzt weiterhin tief: Über 200 Menschen aus den Sugus-Häusern wird auf Ende März gekündigt. Betroffen sind sämtliche Mietparteien in der Neugasse 81, 83 und 85.
Begründung: Die neue Eigentümerin hält eine Total-Sanierung für nötig. Gleichzeitig sind die Mieter überzeugt, dass die Wohnungen gar nicht renoviert werden müssten.
Die drei Gebäude wurden wie die restlichen Sugus-Wohnblöcke 1995 gebaut. Da stellt sich die Frage, wieso nur drei der zehn Häuser eine Total-Sanierung nötig haben sollen.
Die drei Blöcke, aus denen alle Mietparteien verschwinden müssen, gehören Regina Bachmann. Sie ist die Tochter des 2021 verstorbenen Immobilienunternehmers Leopold Bachmann.
Die anderen sieben Häuser gehören zwei seiner anderen Kinder – einem Brüderpaar, wie die «NZZ» berichtet. Leopold Bachmanns Ziel zu Lebzeiten sei gewesen, «Wohnungen für Familien zu bauen, die sonst keine finden würden».
Bestes Beispiel dafür: Die Sugus-Blöcke, deren Mietpreise teilweise 40 bis 50 Prozent unter den Marktpreisen in der Gegend liegen.
Eigentümerin liess «urteilsunfähigen» Vater Dokumente unterzeichnen
Eine nach ihm benannte Stiftung und seine Nachkommen besitzen Schätzungen zufolge aktuell etwa 5000 Wohnungen.
Das Erbe sorgt innerhalb der Familie Bachmann aber für Zoff. Denn eigentlich hätten die Sugus-Häuser nach Leopold Bachmanns Wunsch weiter mit einem fixen Anteil an bezahlbaren Wohnungen verwaltet werden sollen.
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«Er wollte, dass auch ganz normale Büezer in Zürich eine Wohnung finden können. Was jetzt passiert, ist sicher nicht in seinem Sinn», sagt Tochter Manuela Bachmann gegenüber der Zeitung. Regina Bachmanns Motiv sei laut Manuela offensichtlich «mehr Rendite».
Prozess zeigt Familienzoff
Laut gut informierten Quellen habe Regina ihre Familie schon länger gedrängt, die Wohnungen zu höheren Preisen zu vermieten.
Ausserdem zeigt ein Strafprozess, wie sehr die Familie mit Regina zerstritten sein soll. Aus einem Gerichtsurteil des Zuger Obergerichts geht hervor, dass sie ihren Vater im Dezember 2017 drei Dokumente unterzeichnen liess.
Mit diesen habe Leopold Bachmann Regina die Kontrolle über einen Grossteil seines Vermögens übertragen. Dies, obwohl er Anzeichen von Demenz gezeigt habe.
Laut einem medizinischen Gutachten sei er zum Zeitpunkt der Unterzeichnung höchstwahrscheinlich nicht urteilsfähig gewesen.
Dafür wurde Regina ursprünglich verurteilt. Beim Berufungsprozess sprach sie das Zuger Obergericht aber frei.
Dennoch hielten die Richter im Urteil Ende letztes Jahr fest: Regina Bachmann habe gewusst, dass ihr Vater bei der Unterzeichnung «urteilsunfähig war».
Ihre Stiftung habe sich so «ungerechtfertigt bereichert», und Regina «bösgläubig» gehandelt. Dennoch liessen ihre Geschwister von einer weiteren Strafverfolgung ab.
Hinter Verwaltung steckt «zwielichtiger Geschäftsmann»
Die alleinige Eigentümerschaft über die drei Sugus-Häuser habe Regina Bachmann laut dem zuständigen Grundbuchamt erst am 26. November übernommen. Also sechs Tage vor dem Kündigungsschreiben an die Mieter.
Das Kündigungsschreiben stellte in ihrem Auftrag die Verwaltung «Allgood Property AG» aus.
Hinter dieser steht gemäss «Watson» aber ein «zwielichtiger Geschäftsmann» namens Goran Zeindler. Demnach habe der Mann in den letzten zehn Jahren acht Immobilien- und Baufirmen gegründet – die alle Konkurs gegangen seien.
Mehrmals mussten Verfahren gegen seine Unternehmen wegen Geldmangels eingestellt werden.
Auf der Plattform «Immoverwaltungsvergleich.ch» warnt ein User vor ihm: Mit seinen Geschäftspraktiken ziehe er Handwerker und Bauherren über den Tisch und missbrauche das System.
Seit zirka dem Jahr 2000 seien rund zehn Firmen um Goran Zeindler «in Konkurs gegangen oder mysteriös aufgelöst worden. Zurzeit laufen mindestens 4 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft», ergänzt der User.
Laut dem Nachrichtenportal wirbt Zeindlers Allgood Property AG mit denselben Gebäude-Bildern, die er bereits für seine Konkurs-gegangenen Aktiengesellschaften genutzt habe.
Offiziell sei die Firma zwar noch flüssig. Doch es stelle sich die Frage, ob Regina Bachmann nicht auf einen Betrüger hereingefallen sei. Bachmann wollte sich gegenüber der «NZZ» nicht äussern – sie habe zwar das Telefon abgenommen, aber sofort wieder aufgelegt.
Auch Zeindlers Allgood Property AG äussert sich auf Anfrage von «watson» nicht.
Klar ist: Die restlichen Sugus-Häuser der Gebrüder Bachmann sollen nicht total saniert werden, wie einer von ihnen gegenüber der Zeitung festhält.
Man wolle dem Wunsch von Leopold Bachmann folgen: «Bezahlbaren Wohnraum für Familien und Menschen jeden Alters zu schaffen. In einer Stadt und einem Land, in dem viel zu wenig davon gebaut und erhalten wird.»
