HSG in St. Gallen: Plagiats-Vorwürfe gegen Wirtschaftsprofessor
Plagiatsvorwürfe an der HSG in St. Gallen: Ein Wirtschaftsprofessor soll für seine Doktorarbeit und seine Habilitationsschrift abgeschrieben haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Plagiatsvorwürfe gegen einen Wirtschaftsprofessor an der HSG sorgen für Aufsehen.
- Der Dozent soll seine Doktorarbeit und Habilitation teilweise abgeschrieben haben.
- Er unterrichtete zehn Jahre lang an der HSG und verdiente satte 200'000 Franken jährlich.
Schwere Anschuldigungen an der HSG in St. Gallen: Ein Betriebswirtschaftsprofessor muss sich gegen Plagiatsvorwürfe wehren. Die Lehrperson soll wiederholt wissenschaftliche Arbeiten plagiiert haben. Aufmerksam wurde die Universität nach Hinweisen von mehreren Studenten.
Dann sieht sich die HSG zum Handeln verpflichtet und setzt eine Untersuchungskommission ein. Doch schnell entscheidet dieselbe: Der Professor habe nichts Falsches gemacht – alles sei regelkonform.
Schon kurze Zeit später allerdings wendet sich das Blatt. Journalisten von «CH-Media» haben die Studenten kontaktiert und ein unabhängiges Gutachten erstellen lassen. Der österreichische Plagiatsprüfer Stefan Weber kommt zu einem ganz anderen Resultat, als jenes der Hochschule in St. Gallen.
Viele Teile aus der Habilitationsschrift, die der Professor der Uni vorgelegt hatte, seien laut Weber abgeschrieben. Besonders brisant: Genau dank dieser Arbeit konnte der Professor eine Karriere an der Hochschule machen.
Bereits Plagiats-Tool zeigt kopierte Passagen
Obwohl die Verantwortung nicht bei der Uni St. Gallen liegt – die Doktorarbeit wurde an der Technischen Universität Darmstadt (D) eingereicht – hätten Alarmglocken läuten sollen.
Denn bei der Habilitation, die der Professor 2012 in St.Gallen einreichte, zeige schon ein einfaches Plagiats-Tool, dass mehrere Teile davon einfach kopiert worden seien. Wie «CH-Media» schreibt, könne man Passagen teilweise mit einfacher Internet-Suche einer Doktorarbeit eines ehemaligen HSG-Studenten zuordnen.
Die Untersuchung von Experte Weber zeige deutlich, dass es sich um absichtliche Plagiate handle. Es sei sichtbar, dass der Professor versucht, die kopierten Textstellen zu verschleiern, indem er Sätze umgestellt und Worte ausgetauscht habe. Sein Fazit: «Das ist definitiv nicht zulässig.»
Professor verdiente in St. Gallen jährlich 200'000 Franken
Ausserdem habe er in seiner Habilitation auch Teile aus seiner Doktorarbeit wiederverwendet – teilweise mit Plagiaten. Es handle sich um ein «krasses Fehlverhalten» eines Wissenschaftlers. Vor allem, da dieser über zehn Jahre lang jährlich 200'000 Franken verdiente.
Obwohl viele Vorwürfe gegen den Professor im Raum standen, konnte er weiterarbeiten. Er wurde sogar zum Institutsleiter befördert. Denn angeblich wusste der Universitätsrat seit 2021 über den Plagiats-Verdacht Bescheid.
Nun drohen viele Konsequenzen. Seine Arbeiten wurden auch im deutschen Springer-Verlag gedruckt. Die Verantwortlichen dort zeigen sich erstaunt und wollen Untersuchungen einleiten. Auch die Uni dürfte demnach nicht ungestraft davonkommen, sie hat die Habilitation schliesslich zugelassen.