In Berner Schule findet Hälfte keine Lehrstelle
Ein Berner Quartier ist sozial schlecht durchmischt – viele Jugendliche können nicht gut Deutsch. Sie haben grosse Mühe mit der Lehrstellensuche.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Schülerinnen und Schüler aus Bern West finden keine Lehrstelle.
- Grund dafür ist unter anderem die schlechte soziale Durchmischung des Quartiers.
- Einige können nicht gut Deutsch, ihre Eltern sind nicht mit der Lehrstellensuche vertraut.
Das Quartier Bern West ist sozial kaum durchmischt. Einige Kinder können auch in der Oberstufe schlecht Deutsch. Zu Hause fehlt ihnen die Unterstützung, weil die Eltern nicht mit der Lehrstellensuche vertraut sind.
Das hat für die Oberstufen-Schüler Folgen: Viele haben noch immer keine Anschlusslösung für nach der neunten Klasse.
Annette Schläpfer, Klassenlehrerin einer Realschulklasse im Westen der Stadt, sagt zur «Berner Zeitung»: «Wenn es die Hälfte unserer Klasse bis im Sommer schafft, eine Lehrstelle zu finden, können wir uns alle zufrieden schätzen.»
Schläpfer arbeitet im Schulhaus Schwabgut. In ihrer Klasse sind fast ausschliesslich Kinder mit Migrationshintergrund.
«Müssen Wohngebiete besser durchmischen»
Bildungsdirektorin Franziska Teuscher sind diese Umstände bekannt. Sie betont gegenüber der Zeitung zwar, dass die Schule bereits Einfluss nehme auf die Durchmischung bei Klasseneinteilungen.
Doch das Problem ist ein grösseres: «Langfristig müssen wir unsere Wohngebiete besser durchmischen und das schafft die Schule nicht allein.»
Das werde bereits angegangen: «Der Gemeinderat und das Stadtplanungsamt setzen auf einen guten Wohnungsmix in Neubauquartieren.» Auch Wohnungen mit vergünstigten Mietzinsen seien vorgesehen.
Weitere Lösungsansätze seien Unterstützungspersonal an den Schulen, Lernbegleitung und Programme wie «Deutsch lernen vor dem Kindergarten». Anders als etwa in Basel ist das bislang freiwillig.
Aber: «Wir diskutieren im Moment darüber, ob wir einen Deutschunterricht für Vorschulkinder für obligatorisch erklären wollen.»
«Mache mir Sorgen, dass schwache Schüler Lehre abbrechen»
Andere Schulen kennen das Problem weniger. Zum Vergleich: In Münchenbuchsee, einem Vorort von Bern, haben auch im Februar schon viele Schüler eine Lehrstelle.
«Der Arbeitsmarkt ist aktuell sehr gut, um eine Lehrstelle zu finden», sagt Schulleiter Michael Ochsenbein zu Nau.ch.
«Ich mache mir eher Sorgen, dass schulisch schwächere Schüler die Lehre abbrechen werden, weil es ihnen zu viel wird.»