Lehrstellen: KV beliebt – viele offene Stellen in Gastro und auf Bau
Das Wichtigste in Kürze
- Zehntausende Schulabgänger haben Anfang August ihre Ausbildung begonnen.
- Gewisse Branchen sind bei Jugendlichen sehr beliebt, andere Stellen bleiben offen.
Anfang August beginnt für Zehntausende Schulabgänger ein neuer Lebensabschnitt. Sie machen die ersten Schritte im Berufsleben und beginnen eine Lehre.
Doch nicht alle Betriebe finden für ihren offenen Ausbildungsplatz auch einen passenden Lernenden. Auf dem Lehrstellennachweis Lena sind aktuell noch immer über 12'000 Inserate mit Lehrstart 2022 aufgeschaltet.
Viele der offenen Stellen fallen dabei ins Bau- und Gastgewerbe. Alleine im Kanton Zürich wurden im Juni im Gastgewerbe und Catering 337 Stellen und im Baugewerbe 284 Stellen offen gemeldet.
Zum Vergleich: In der kaufmännischen Grundbildung, der beliebtesten Lehre des Landes, waren Ende Juli schweizweit noch rund 600 Stellen unbesetzt. Gemäss dem kaufmännischen Verband Schweiz seien aber über 95 Prozent aller KV-Stellen bereits vergeben.
Fehlende Lernende in der Bau- und Gastrobranche
Im Kanton Bern, wo jährlich rund 10'000 Lehrverträge abgeschlossen werden, zeigt sich ein ähnliches Bild wie in Zürich: Das Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie die Gastronomie gehören zu den Branchen mit den meisten noch offenen Lehrstellen.
Die kantonale Bildungsdirektion nimmt sogar einen leichten Trend wahr: «Berufe mit einem Hintergrund in Informatik nehmen in der Beliebtheit zu. Dagegen haben aktuell vor allem handwerkliche Berufe sowie das Gastgewerbe Mühe, Lernende zu finden», sagt Mediensprecher Yves Brechbühler.
Wo arbeiten Sie?
Beim Schweizerischen Baumeisterverband, welcher alle Maurer vertritt, nimmt man diese Entwicklung nicht wahr. Im Gegenteil: «Grundsätzlich nimmt das Interesse an den Bauberufen bei Jugendlichen zu», meint Mediensprecher Matthias Engel.
Anhand von Zahlen lässt sich dies aber noch nicht bestätigen: In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge im Bauhauptgewerbe nicht vergrössert. Oft bleiben viele Stellen unbesetzt.
Grosser Einfluss der Eltern und Lehrpersonen
Auch in der Gastronomie haben dieses Jahr nicht alle Arbeitgeber einen passenden Lernenden gefunden. Im Gegensatz zu den angehenden Maurern ist die Zahl der Lehrabschlüsse jüngst sogar zurückgegangen.
Grund dafür seien laut Daniela Kimmich von Gastrosuisse einerseits die Arbeitszeiten sowie die fordernde mentale und physische Tätigkeit. Aber auch die Eltern und Lehrpersonen würden die Jugendlichen häufig beeinflussen: «Durch sie werden die Jungen vom Brancheneinstieg abgehalten oder davor gewarnt», sagt Kimmich.
Mit dem Besuch von zahlreichen Berufsmessen in der ganzen Schweiz sollen künftig wieder mehr Schulabgänger für die Branche gewonnen werden. Zudem seien auch die Lehrbetriebe gefordert, die «sich dieser Aufgabe mit Leib und Seele annehmen müssen», so Kimmich.