In Küsnacht ZH ist jeder Sechste englischsprachig
Es ist ein Schweizer Rekord: In der Zürcher Goldküsten-Gemeinde Küsnacht machen Expats einen grossen Bewohneranteil aus – jeder Sechste ist englischsprachig.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Zürcher Gemeinde Küsnacht hört man Englisch «jeden Tag».
- Nirgendwo sonst in der Schweiz leben so viele Englischsprachige wie dort.
- Bei der Gemeinde sind die meist gut verdienenden Expats gern gesehen.
«Sorry, I don't speak German» – so was oder Ähnliches bekommt man in Küsnacht ZH wohl häufig zu hören, wenn man jemanden auf Schweizerdeutsch nach dem Weg fragt. Denn die Goldküsten-Gemeinde hält einen Schweizer Rekord: Nirgendwo sonst leben hierzulande so viele Englischsprachige.
Von den 14'000 Einwohnern gibt jede sechste Person Englisch als Muttersprache an, wie das Bundesamt für Statistik schreibt. Auf Platz zwei der Expat-Hotspots folgen die Städte Zug, Chêne-Bougeries GE, Le Grand-Saconnex GE und Zollikon, ebenfalls an der Zürcher Goldküste.
Die Englisch-Muttersprachler werden von internationalen Unternehmen in Zürich angelockt, bei denen viele von ihnen arbeiten, wie die «Zürichsee-Zeitung» schreibt. «Englisch hört man hier jeden Tag», sagt eine Einwohnerin zu der Zeitung. Sie selbst komme aus dem Ruhrpott im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Anfangs habe sie sich fast geschämt, weil sie kaum Englisch spreche.
Küsnacht ist «just great»
Eine Passantin am Bahnhof wundert sich gar, warum es so viele Menschen aus England und den USA an den Zürichsee zieht: «Küsnacht ist doch eher langweilig.»
Eine Antwort darauf hat die englischsprachige Einwohnerin Jessica Radermacher parat: Die Gemeinde sei «just great». Als Expat werde man von der einheimischen Bevölkerung grösstenteils willkommen geheissen. Die englischsprachigen Bewohner dagegen bleiben meist unter sich, so die gebürtige New Yorkerin. «Du kannst hier lange, lange leben, ohne Deutsch lernen zu müssen.»
Das wird nicht überall gern gesehen. Ein lokaler Apotheker erklärt, er habe kürzlich der Einfachheit halber ein Kunden-Infomail auf Englisch verschickt. «Ich bekam mehrere Rückmeldungen von Kunden, dass sie sich weigern würden, englische Mails zu lesen. Sie seien in Küsnacht, und hier spreche man Deutsch.»
Die Gemeinde zeigt sich jedoch unbesorgt – von drohendem Kulturverlust keine Rede. Laut Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) kommt man in Küsnacht problemlos ohne Englisch zurecht. Zudem profitiere die Gemeinde über die Steuern von den gut verdienenden Expats.