Informant in IV-Gutachterskandal steht selber vor Zürcher Gericht
Ein Informant, der auf falsche IV-Gutachten hinwies, steht nun selbst vor Gericht.

Ein Informant, der den «Kassensturz» über falsche IV-Gutachten informiert hatte, steht heute Montag selber vor Gericht. Die Zürcher Staatsanwaltschaft wirft dem 59-Jährigen vor, Gespräche mit einem Zürcher Psychiater heimlich aufgenommen zu haben.
Die Staatsanwaltschaft fordert eine bedingte Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 80 Franken. Der Beschuldigte habe das Gespräch aufgenommen, um einen Fernsehbeitrag über die angeblich krassen Fehler in den Gutachten der Firma PMEDA zu ermöglichen. Damit habe er sich selber einen Vorteil verschaffen wollen, heisst es in der Anklage.
Gesprächsaufnahme führt zur Enthüllung
Der 59-Jährige nahm mit seinem Handy heimlich ein Gutachtergespräch mit einem Psychiater auf, der im Auftrag der Firma PMEDA entscheiden sollte, ob er Anspruch auf eine IV-Rente habe oder nicht. Der Arzt kam zum Schluss, dass der Patient trotz psychischer und physischer Probleme zu hundert Prozent arbeitsfähig sei.
Der Beschuldigte leitete die Aufnahme an den «Kassensturz» weiter. So entstand der Beitrag «Rente weg: Gutachter schreiben falsche Arzt-Zeugnisse», der im Oktober 2018 auf SRF ausgestrahlt wurde.
Folgen des Fernsehbeitrags
Der Beitrag hatte zur Folge, dass das Bundesamt für Sozialversicherungen die Zusammenarbeit mit der Firma PMEDA einstellte. Der Bund war zum Schluss gekommen, dass es in vielen Gutachten «gravierende formale und inhaltliche Mängel» gab. Die Firma ging schliesslich konkurs.
Im Zusammenhang mit der Gutachter-Firma PMEDA muss sich aber nicht nur der Informant vor Gericht verantworten. Auch gegen den Psychiater und den ehemaligen Chef der Gutachter-Firma laufen Strafverfahren. Sie werden wegen Betrugs und Urkundenfälschung angeklagt. Wann sie vor Gericht erscheinen müssen, ist noch offen.