Ein Instagram-Tipp zur Kindererziehung sorgt für Aufsehen: Kinder sollen Miete und Nebenkosten von ihrem Sackgeld bezahlen. Ein Experte ist skeptisch.
Dieser Insta-Tipp sorgt für Gespött: Kleine Kinder sollen schon Miete und Nebenkosten bezahlen. - Instagram / @thepocketsaver101

Das Wichtigste in Kürze

  • Kinder sollen Miete zahlen: So ein Instagram-Tipp zur Finanzerziehung.
  • Für diesen Vorschlag hagelt es spöttische Kommentare.
  • Ein Experte sagt: Der Umgang mit Geld bei Kindern soll altersgerecht gestaltet werden.
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Dieser Erziehung-Tipp sorgt für Stirnrunzeln: «Du bist verrückt, wenn du deinen Kindern keine Miete, kein Essen und keine Nebenkosten berechnest.» Und das schon von klein auf.

Wie bitte?

Auf Instagram erklärt eine Budget-Influencerin, dass die Kids so ans Thema Geld und Finanzen herangeführt werden sollen.

Die Idee: Die Kinder erhalten Sackgeld von den Eltern. Im Video sind es hundert Euro (97 Franken) pro Woche. Davon sollen sie dann einen Anteil wieder für Miete und Co. abgeben.

Am Ende des Monats sollen sie das übrige Geld dann zum Sparen auf die Seite legen. Nicht auf einem Bankkonto, sondern in einem Umschlagsbuch. «So wird das Geld ausgeben weniger verlockend», erklärt die Influencerin.

Experte: «Sicherlich übertrieben»

Diese Erziehungsmethode sorgt auf Instagram für spöttische Kommentare.

Einer schreibt: «Berechne auch immer einen Euro pro Liter Wasser

Sparschwein
Sackgeld sorgt zwischen Kids und Eltern immer wieder für Zoff.
Geld
Jetzt gibt es einen neuen Erziehungs-Tipp: Miete und Nebenkosten bereits bei Kleinkindern verlangen.
Eltern
Ein Experte sagt: «Das ist übertrieben.»

Ein anderer User äfft: «Mein Kleiner (7) hat nun wegen der kaputten Heizung in seinem Zimmer die Miete um 50 Prozent gemindert. War natürlich nicht rechtens. Daher habe ich ihn nun erfolgreich aus der Wohnung geklagt.»

Und auch Experten zeigen sich skeptisch über den Vorschlag der Insta-Eltern.

Philipp Frei, Geschäftsführer des Dachverbands Budgetberatung Schweiz, sagt zu Nau.ch: «Das ist sicherlich übertrieben.» Der Grundsatz dahinter sei aber richtig.

«Geld nicht nur zum Spass da»

Er erklärt: «Kindern soll beigebracht werden, dass Geld nicht nur zum Spass da ist.» Sobald man Taschengeld gibt, sollte man das Thema Geld zwar ansprechen. «Aber alles von Anfang an zu verlangen, ist nicht altersgerecht.»

Philipp Frei
Philipp Frei, Geschäftsführer des Dachverbands Budgetberatung Schweiz. - zvg

Es sei daher sinnvoller, den Umgang mit Geld langsam zu erweitern. «Schrittweise mehr Taschengeld geben und den Kindern die Freiheit lassen. Zum Beispiel, ob sie das Geld lieber für Süssigkeiten oder für Panini-Bilder ausgeben wollen.»

Philipp Frei erklärt: «Es ist wichtig, Kindern beizubringen, dass man auch mal auf etwas verzichten muss, weil man sich nicht alles leisten kann.»

Da müsse man konsequent sein – Frei macht ein Beispiel. «Ein Kind kauft sich in der Badi ein Glacé, das andere Kind hat aber kein Sackgeld mehr. Dann sollten die Eltern diesem auch kein Glacé zahlen.»

«Kinder lernen durch solche Erfahrungen und Fehler», betont Frei.

Mehr Verantwortung ab 12 Jahren

«Später können sie Essensgeld verwalten und entscheiden, ob sie ein Sandwich schmieren oder in die Mensa gehen wollen.»

Ab 12 Jahren empfiehlt Frei dann: «Die Kinder können mehr Verantwortung übernehmen und grössere Anschaffungen wie Jacken und Kinderschuhe selbst kaufen.»

Ab welchem Alter sollen Kinder Miete und Nebenkosten bezahlen?

Bei Familien mit geringem Einkommen sei dies ohnehin zentral. «Die Realität ist, dass oft kein klassisches Taschengeld übrigbleibt.»

An Ausgabenposten wie Miete oder Nebenkosten sollten die Kinder erst herangeführt werden, wenn sie ihr erstes eigenes Geld verdienen. «Vorher würde der Aufwand wohl auch viele Eltern überfordern, ständig Beträge zu berechnen und dieses Engagement aufzubringen.»

Übrigens: Die Plattform «Jugendbudget» der Kantonalbanken rät: «Ab einem Monatslohn von 550 Franken ist ein Beitrag an die Haushaltskosten angemessen.»

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