Jede Stunde! Schweizerin erlebt Spam-Anruf-Flut
Der Krankenkassenwechsel und die bevorstehende Weihnachtszeit lassen die Anzahl der Spam-Anrufe in die Höhe schnellen. Eine Frau wird sogar stündlich belästigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Den ganzen Tag durch klingelt bei Elvira (38) das Telefon – es sind Spam-Anrufe.
- Damit ist sie nicht allein: Gegen Weihnachten nimmt das Spam-Volumen oft zu.
- Ein sogenannter Callfilter kann helfen, nervige Anrufer fernzuhalten.
«Einfach eine Riesenplage». Nau.ch-Leserin Elvira* (38) ist entnervt. Sie erwartet einen wichtigen Anruf – und stellt deshalb ihr Handy auf laut.
Es klingelt den ganzen Tag. Doch statt des erhofften Bescheids erhält sie Spam-Anruf um Spam-Anruf.
Beim achten Mal innert sieben Stunden nimmt sie das Telefon ab. Die ersten fünf Sekunden sagt niemand etwas. Dann will ihr der Mann am anderen Ende der Leitung eine Optimierung ihrer Krankenversicherung andrehen.
«Es nervt gewaltig!»
Und damit ist sie lange nicht allein. «Wir spüren aktuell ein leicht höheres Spamvolumen als in den beiden Vormonaten. Aber es ist im üblichen Rahmen für diese Jahreszeit», sagt Swisscom-Sprecherin Annina Merk.
Rund um Krankenkassenwechsel und kurz vor Weihnachten sei das Spamvolumen üblicherweise etwas höher.
Unbekannte Nummern nicht zurückrufen
Dass es solche Spitzen gibt, bestätigt auch die Schweizerische Kriminalprävention.
«Cyberphänomene tauchen immer wieder in Wellen auf», erklärt Geschäftsleiter Fabian Ilg. Dass die Wellen wiederkommen, deute darauf hin, dass die Maschen scheinbar funktionieren. Offenbar finden sich immer wieder Opfer.
Doch wie reagieren? Den Anruf sofort abzubrechen, ist die unmittelbarste Lösung, sagt Ilg. «Bei einem Spam-Anruf kann es helfen, wenn man kurz mitteilt, dass keine weiteren Anrufe erwünscht sind.»
Leider sei es oft schwierig, Spam-Anrufe von Phishing- oder betrügerischen Anrufen zu unterscheiden. «Anrufe in Abwesenheit von unbekannten Nummern sollte man grundsätzlich nicht zurückrufen», warnt Ilg.
Filter blockiert 200'000 Anrufe pro Tag
Damit das Telefon gar nicht erst läutet, empfehlen die Mobilfunkanbieter, Anruffilter zu installieren.
Willy-Andreas Heckmann von Sunrise erklärt: So ein Filter blockiere unerwünschte Werbe- und auch Anrufe mit gespooften (gefakten) Nummern «weitestgehend zuverlässig».
Dass so ein Filter wirksam ist, kann Swisscom-Sprecherin Annina Merk mit Zahlen unterlegen. «Der Callfilter blockiert täglich rund 200'000 Anrufe.» Das kostenlose Angebot werde somit von den Kunden sehr geschätzt.
Hat man den Callfilter aktiviert, wird jeder eingehende Anrufer mit einer Liste – die im Sekundentakt aktualisiert wird – abgeglichen.
Ist der Anrufer auf dieser Liste, wird er direkt blockiert. Der Callfilter funktioniert somit gemäss Merk nach dem gleichen Prinzip wie ein E-Mail-Spam-Filter.
Auch Salt habe Filtermechanismen implementiert, die Anrufe basierend auf bestimmten Algorithmen blockieren. «Dennoch gestaltet sich die Verfolgung der Verursacher als äusserst schwierig bis nahezu unmöglich», so Sprecherin Viola Lebel.
«Es braucht eine gemeinsame Lösung»
Sunrise-Sprecher Heckmann betont jedoch, dass man noch weiter gehen müsste: «Es braucht eine gemeinsame Lösung mit allen Schweizer Anbietern.» Nur so könnten solche Anrufe noch wirksamer unterbunden werden – ohne negativen Einfluss auf legitime, korrekte Anrufe.
Sunrise arbeite dazu eng mit den weiteren Fernmeldedienstanbietern wie auch mit dem Bundesamt für Kommunikation zusammen.
* Name von der Redaktion geändert.